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hatte. Dann warf er wieder als Küchenjunge den Ring in die Suppe, und weil der König nicht wußte, wer es gethan hatte, ließ er bekannt machen, wer auf den Glasberg hinaufreiten und seiner Tochter den Schuh vom Fuße ziehen könne, solle sie heiraten und König werden. Da ging der Dumme wieder aufs Feld an die eiserne Thür, legte ein Gewand an, das ganz von Edelsteinen glänzte, steckte auch viele Edelsteine in die Tasche und nahm ein geflecktes Pferd. Wie er nun aus der Thür war, schlug sie mit gewaltigem Krachen hinter ihm zu, und es rief hinter ihm her: Komm nicht mehr wieder! Der Dumme gab dem Trompeter die ganze Hand voll Edelsteine, war im Nu auf dem Berge, zog der Prinzessin den Schuh vom Fuße, und jagte auf der andern Seite wieder herunter. Wiewol nun die Stimme ihm zugerufen hatte, er solle nicht mehr wiederkommen, so wollte er doch sogleich wieder nach der Thür eilen, um in der Höhle sein Kleid abzulegen und das gefleckte Pferd einzustellen. Aber er fand jetzt die Thür gar nicht mehr wieder, und wie er noch nach ihr suchte, kam die Prinzessin ohne Schuh daher, und zog mit ihrem Gefolge um den Glasberg herum, um nach dem Königsschlosse heimzukehren. Da erkannten Alle den Ritter, der der Königstochter den Schuh vom Fuße gezogen hatte, und sie sahen auch, wie er den Schuh noch in der Hand hielt. Da wurde der Küchenjunge König und heirathete die Prinzessin, und wenn sie noch nicht gestorben sind, so leben sie heute noch.

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_107.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)