Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 106.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


dem Glasberge stand, gab er die ganze Hand voll Thaler, und wie er an den Berg kam, gab er seinem Pferde die Sporen, und heida flog's auf den Berg, und er nahm der Prinzessin den Kranz von dem Kopfe und sprengte auf der andern Seite hinunter und über die Leute weg und war verschwunden, und ritt zu der Thür hin, und zog die schönen Kleider aus und die seinen an, und ging an den Hof zurück in die Küche, und der König wartete und kein Prinz kam. Da ließ er bekannt machen, wer den Kranz hätte, der sollte sich melden. Als am andern Tage der König und die Prinzessin sich zu Tische setzten, da trug der Dumme als Küchenjunge die Suppe auf, und er warf in die Schüssel den Kranz, und wie der König eingießen wollte, stieß er auf Etwas und zog den Kranz heraus; da wurde er böse, und ließ untersuchen, wer den Kranz hineingelegt hätte, aber sie erriethen nicht, daß der Küchenjunge es gethan hatte. Und weil sich Niemand fand, der den Kranz in die Suppe geworfen hatte, ließ der König zum zweiten male bekannt machen, wer auf den Glasberg reiten und seiner Tochter den Ring vom Finger ziehen könne, der sollte König werden und seine Tochter zur Frau haben. Als der Dumme das hörte, ging er wieder auf das Feld hinaus, und bald stieß er wieder mit dem Fuße auf die eiserne Thür, da steckte er wieder seinen goldenen Schlüssel in das Schlüsselloch, ging hinein und stieg die Treppe hinab. Da zog er ein goldenes Kleid an, nahm ein schwarzes Pferd und steckte sich die Taschen ganz voll Gold. Wie er abzog, rief's ihm nach: Komm noch einmal wieder. So ritt er wieder an den Glasberg, gab dem Trompeter eine Hand voll Gold, sprengte auf den Berg, zog oben der Prinzessin den Ring vom Finger und sprengte noch lustiger wieder herunter als das erste Mal. Wiederum war er verschwunden und brachte sein Roß und sein Kleid wieder dahin, wo er es hergenommen

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_106.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)