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ließen ihn am Leben und er nährte sich mit von dem Fleische, das ihnen vorgeworfen wurde.

Um diese Zeit aber verlangte die schöne Prinzessin in dem schönen Schlosse sehnlichst nach ihrem Erlöser. Sie ließ deshalb einen Weg zu dem Schlosse machen, der war in der Mitte mit Sammet ausgeschlagen und auf beiden Seiten ordinär. Als der Weg fertig war, schickte sie zu dem Könige und ließ ihn auffordern, den einen von seinen Söhnen, der ihr Verlobter sei, zu ihr zu senden. Da sendet ihr der König seinen ältesten Sohn. Als der den Sammet sieht, der zu ihrem Schlosse führt, thut es ihm leid darum und er reitet an der Seite der Straße, wo gewöhnlicher Weg ist, daran erkennt sie, daß es nicht der rechte ist, denn der hätte gewiß in seiner Liebesbrunst nicht darauf geachtet, den Sammet zu schonen. Sie schickte ihn also wieder fort. Hierauf sendet ihr der König seinen zweiten Sohn, der reitet auch wieder an der Seite des Weges. Da schickt sie auch den wieder nach Hause und droht dem Könige, mit ihren Truppen sein ganzes Königreich zu überziehen und in Feuer und Flammen zu setzen, wenn er ihr nun nicht den dritten Sohn sende. Wäre er nicht mehr am Leben, läßt sie dem Könige sagen, so wolle sie zum wenigsten seine Knochen haben.

Da ließ der König seinen Löwenbändiger kommen, der sollte in die Löwengrube steigen und die Gebeine seines jüngsten Sohnes herausholen. Als er aber in die Löwengrube kam, blies der Ungescheute die Flöte und alle Löwen hörten ihm andächtig zu. Da war große Freude in dem Lande, weil die Leute nun sicher waren vor dem Zorne der mächtigen Prinzessin.

Als der Ungescheute aus der Löwengrube kam, dachte er zuerst an sein treues Pferd, das noch im Eichenforste stand. Er nahm einen Scheffel Hafer und brachte ihm den.

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_098.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)