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wünschte er gleich für jeden Bruder die Sorte, die er am liebsten trank, dem einen Tokayer, dem andern Johannisberger, dem dritten Burgunder und sich selber wünschte er Champagnerwein. Und so machte er es alle Tage, nur daß er sich und seinen Brüdern am andern Tage statt Speck und Wurst schon Schweinebraten, und an dem folgenden Tage nichts als Wildbraten wünschte. Da hättest du wol auch mit in dem Gefängnisse sitzen mögen? Das glaub' ich wol, Hasenbraten und Hirschbraten schmecken besser, als was sonst des Knipps Frau kocht. - Einmal bekamen sie auch oben im Gefängniß Besuch von der Klagefrau.

Jede Nacht aber, wenn die andern drei Brüder schliefen, dann stand der vierte, dem der Wünschhut gehörte, auf, setzte ihn auf den Kopf und wünschte sich auch noch die Königstochter herbei. Und da that es dann allemal einen Knack und dann kam ein großes Himmelbett durch die Wand und ließ sich auf dem Boden des Gefängnisses nieder. Wenn der Soldat die Vorhänge des Himmelbettes auseinander schlug, so lag die Königstochter darin.

Die Königstochter sträubte sich zwar immer gar sehr, zu dem Soldaten zu kommen, aber was konnte sie gegen ihre Bettsponde machen, die wie besessen war? Wie sie es eine Zeit lang so getrieben hatten, wurde ihr zuletzt himmelangst, weil sie keine Nacht Ruhe hatte. Deshalb sagte sie dem Soldaten einmal, wenn er sie des Nachts auf ihrer Kammer lassen wolle, so werde sie ihm den Mantel, die Trompete und den Säckel, kurz Alles, was sie seinen Brüdern mit List abgenommen hatte, einhändigen; sie habe die Trompete und den Säckel unter ihrem Kopfkissen und den Mantel unter ihrem Unterbette versteckt.

Dem Soldaten hatte das Leben mit seinen Brüdern im Gefängnisse, besonders weil ihn die Prinzessin immer besuchen mußte, so viel Vergnügen gemacht, daß er noch gar

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_087.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)