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der Jüngste ist ein armer Tropf und lebt nur von seinen Brüdern, wenigstens habe ich nichts Außerordentliches bei ihm wahrgenommen. Eins muß ich Euch aber noch sagen, nämlich daß die vier Brüder eigentlich gar keine Prinzen sind, sondern nur die entlaufenen Soldaten Eures Vaters, welche einmal nackt vor ihm auf Wache präsentirt haben.“ Dasselbe sagte nachher auch die übrige Dienerschaft der vier Brüder aus.

Als die Prinzessin erfahren hatte, daß dies die vier Soldaten seien, welche nicht lange vorher von ihrem Posten desertirt waren, eilte sie schnell zu ihrem Vater und beredete sich mit ihm, daß sie mit List ihnen ihre Zaubersachen rauben und daß dann der König sie ins Gefängniß werfen und bestrafen lassen solle. Die Prinzessin bestach also den Kutscher und den Bedienten der Brüder, und die brachten ihr nach einiger Zeit den Säckel, der niemals leer wurde, den Zaubermantel und die Trompete, auf deren Schall ein ganzes Heer von Soldaten herbeieilte. Diese Dinge versteckte die Prinzessin in ihre Kammer, und sobald der König erfuhr, daß die Brüder ihrer Zaubersachen beraubt seien, sagte er ihnen auf den Kopf zu, daß sie seine entlaufenen Soldaten seien. Darauf ließ er sie gefangen nehmen und in den Thurm werfen. Es hatte aber der jüngste der vier Brüder seinen Wunschhut noch auf dem Kopfe, von dem die Dienerschaft der vier Brüder nichts gewußt hatte.

Also wünschte er erst einmal Speck und Wurst herbei, sowie sie in dem Thurme waren und hungrig wurden, und wie er es wünschte, so kam eine ganze Speckseite an, und dann kamen ganze Piepwürste und Knackwürste und Alles was man sich an Würsten nur wünschen kann. Schmeckte auch Alles, als ob es lauter Göttinger Wurst wäre. Da wünschte der Soldat auch Wein dazu, und weil die vier Brüder am Königshofe ein Weinmaul bekommen hatten, so

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_086.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)