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unter den Todten war und die Lichter besorgte, der war der Tod und die Lichter waren Lebenslichter. Das weiße Männchen aber wußte gleich (denn es wird wol selber der Tod gewesen sein), daß das Mädchen auf der Kammer gewesen war. Nun fragte es das Mädchen dreimal, ob es auf der Kammer gewesen wäre, und das Mädchen sagte immer nein. Da wird das weiße Männchen so ärgerlich, nimmt es und geht mit ihm auf eine hohe Klippe, da stürzt er es herunter.


15. Elend währt bis an den jüngsten Tag.


Die Apostel Petrus und Paulus machten einmal zusammen eine Reise, und als es Abend wurde, kamen sie miteinander an ein prächtiges steinernes Haus, darin wohnte ein reicher Geizhals. Die Apostel fragten eine Magd, welche im Bache vor diesem Hause Zeug spülte, ob sie dort übernachten könnten. Die Magd sagte, das werde ihr Herr aus Geiz nimmermehr zugeben, erbot sich aber, die Fremden zu ihrem Bruder zu bringen, der ein armes Bäuerlein war. Er hieß Elend, hatte nicht Weib und Kind, und wohnte gleich nebenan in einer dürftigen Hütte.

Das Bäuerlein hüpfte vor Freuden fast bis an die Decke seiner niedern Stube, weil es einmal zu einem Besuch kam. Es bot den beiden Aposteln sogleich an, daß sie sich Beide in sein Bett legen sollten, und wollte selbst auf dem harten Boden der Stube übernachten. Allein der Apostel Paulus sagte: „Leg du dich nur mit Petrus ins Bett, denn ich muß ohnehin die Nacht aufbleiben, weil ich zwei Briefe zu schreiben habe, den einen an die Korinther und den andern an den Timotheus; der hat einen so schwachen Magen, da will ich

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_061.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)