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gab er ihnen auf, noch den Juden hinter dem Berge zu verscharren, wo nicht Sonne noch Mond hinscheint, was auch geschah. Darauf fielen Alle, die in der Burg waren, in einen sanften Schlummer, und unterdessen brachten die Geister in wenigen Augenblicken die Burg wieder an die alte Stelle. Da hat der König nachher lange Zeit mit Segen regiert und hat in großem Ansehen gestanden.


10. Der Geist des Ringes und der Geist des Lichtes.


Eine arme Witwe hatte einen Sohn, der verlor sich an dem Tage, wo er funfzehn Jahre alt war, im Walde. Nach einer Weile fror ihn sehr, da kam ein Mann, der zündete ein Feuer an, damit sie sich daran wärmen könnten. Als sie sich eine Weile gewärmt hatten, war ein feuriges Loch in die Erde gebrannt. Da sprach der Mann zu dem Knaben, er solle in das feurige Loch steigen, dann käme er vor eine eiserne Thür, vor der läge ein feuriger Löwe, den solle er nicht fürchten, sondern durch die Thür hindurchgehen. Dann käme er an einen Ort wo ein Tisch stände, auf dem wäre ein Licht und neben dem Lichte läge ein Ring. Auch stände ein Apfelbaum bei dem Tische, davon solle er sich einen Sack voll Aepfel pflücken, dazu das Licht und den Ring nehmen und sobald als möglich den Rückweg antreten. Der Knabe that Alles, wie ihm geheißen war; als er aber wieder an die Thür kam, war sie zugeschlagen. Darüber weinte der Knabe bitterlich und die Thränen fielen auf den Ring, den er an den Finger gesteckt hatte; dazu rang er die Hände, und wie der Ring dabei sich ein wenig am Finger drehte, erschien der Geist des Ringes und fragte, was er wolle.

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_044.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)