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Der Alte verwandelt sich aber in einen großen Ochsen und säuft den Teich aus. Wie er ihn aber bald aus hat, da platzt er und sie sind erlöst.

Das Mädchen fragte nun den Prinzen, ob er denn wol wüßte, wo sie jetzt wären, und als er es nicht wußte, sagte sie: er wäre jetzt nahe bei seines Vaters Schlosse. Nun war der Prinz voller Freude und sagte, sie wollten gleich hingehen und Hochzeit halten. Sie aber sagte: das könne noch nicht geschehen, erst müsse er noch eine Prüfung bestehen. Er möge hingehen ins Schloß und da ein Jahr und einen Tag lang kein Wort sprechen, Niemand küssen und sich von Niemand küssen lassen, noch nicht einmal von einem Hunde, sonst vergäße er sie. Das that er auch nicht; er ließ sich von seinen Aeltern, als er nach Haus gekommen war, ein Zimmer ganz allein geben, und auf dieses Zimmer eine Tafel bringen, wo er immer aufschrieb, was er haben wollte. Aber wie ihn sein kleiner Schooshund in die Augen bekam, sprang der vor Freuden an ihm herauf und küßte den Prinzen, und hierdurch vergaß er augenblicklich seine Braut. Aber gesprochen hat er noch immer nicht. Seine Aeltern wußten nicht, was das zu bedeuten habe, wählten ihm aber eine Braut nach ihrem Gutdünken aus und meinten, wenn er erst gefreit habe, werde sein sonderbares Wesen sich bessern. Der Prinz ließ Alles geschehen.

Als nun der Tag der Hochzeit herannaht, kommt seine Erretterin und hat sich in eine Sängerin verkleidet, und läßt fragen, ob sie zu des Prinzen Hochzeit nicht spielen dürfte. Der Prinz schreibt sein Jawort auf die Tafel, nur soll sie erst Probe ablegen auf seinem Zimmer. Aber statt daß sie in der Probe singt, macht sie Verwandlungen: zuerst einen Apfelbaum mit zwei Aepfeln, da merkte der Königssohn noch nichts; dann macht sie eine Kapelle und einen Priester darin, aber er erinnert sich noch immer an nichts;

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_036.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)