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Vogels, da wurde der ganz zahm und freundlich und sprach: „Nun sind deine beiden Brüder gerettet, thu' nur Alles, was ich dir heißen werde und nimm mich mit. Hier unter meinem Bauer steht eine Flasche, die schöpfe voll aus dem springenden Wasser, auch brich einen Zweig vom singenden Baume, und bewahre Alles gut, denn wenn es in fremde Hände kommt, so ist Alles verloren.“ Als die Jungfrau diese Aufträge erfüllt hatte, wie der Vogel es ihr geheißen, nahm sie den Käfig mit dem sprechenden Vogel und stieg mit den drei Dingen den Berg hinab. Wie sie an die Leichensteine ihrer Brüder kamen, hieß der Vogel sie die Steine mit seinem Speichel bestreichen. Als sie das gethan hatte, waren ihre Brüder sogleich wieder lebendig, und stiegen mit ihr den Berg hinab. Wie sie an die Hütte des Greises kamen, lag der unter dem Baume in einem Sarge und neben ihm stand sein Leichenstein, daran war sein letzter Gedanke geschrieben, der hieß: „Ich habe genug gelebt.“

Als die drei Geschwister in ihren Garten nach dem Schlosse zurückkehrten, fanden sie dort den König, der mit Trauer die drei Tücher betrachtet hatte, von denen zwei blutig waren, wiewol er nicht wußte, was es bedeutete. Der sprechende Vogel gab sogleich die Stelle in dem Garten an, wo er hingehängt werden wollte, wo das Wasser hingegossen werden müsse und wo der Zacken vom singenden Baume hingesteckt werden solle. Als das Alles so geschehen war, sprang das Wasser als der köstlichste Springbrunnen in die Luft, und der Baum, der aus dem Zacken sogleich hervorgewachsen war, machte die schönste Musik. Da hatte der König eine große Freude am springenden Wasser und am singenden Baum, aber der kluge Vogel sprach zu ihm: „Erkennst du nicht an den drei goldenen Kreuzen auf der Stirn dieser Kinder wer sie sind? Laß nur nachsuchen am Wasser, so wirst du noch die drei Kästchen finden, in denen

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_015.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)