Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 003.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


reißt sie dem Bären drei Haare aus und sagt ihrem Bruder: wenn er in Noth käme und die Haare riebe, so wäre der Bär als Hülfe da, er möge nun die beiden andern Schwestern besuchen. Auch zeigt sie ihm an, wo die zweite Schwester wohne. Ehe er abreist, erwacht auch der Bär, der ist jetzt ein Prinz gewesen und die jungen Bären waren kleine Prinzen, und durch die Bärenhöhle erschallten Pauken und Trompeten. Er unterhielt sich ordentlich mit seinem Schwager und sagte ihm, daß der Adler und der Wallfisch, zu denen er nun kommen würde, seine Brüder seien.

Der Junker kommt nun in einen dichten Wald und sieht einen Eichbaum mit einem großen Nest, klettert hinauf und findet die zweite Schwester darin. Das Nest war inwendig wieder ein prächtiges Schloß. Darin saß seine Schwester Adelheid und hatte zwei Adlereier unter sich und brütete daran, der Adler aber war auf Raub ausgezogen. Auch diese Schwester bewirthete den Bruder wieder und versteckte ihn dann in den Schornstein. Abermals nach einer Stunde kam der Adler; Adelheid mußte auch ihn erst beruhigen, weil er fremdes Menschenfleisch witterte, dann aber schlief er ein zu ihren Füßen, und sie riß ihm in der Mitternacht drei Federn aus. Die gab sie ihrem Bruder und sagte, wenn er diese riebe, so würde von allen Seiten Hülfe nahen. Dieser Adler ist den andern Morgen ganz verständig gewesen, er trat da wieder als ein schöner, vornehmer Prinz auf, ertheilte aber dabei immerfort den Vögeln im Walde Befehle. Mit ihm machte die Schwester jetzt ihren Bruder bekannt und er beredete sich auch mit ihm, wie er die dritte Schwester besuchen könne. Beide gaben ihm Lebensmittel mit und beschrieben ihm den Weg zu der dritten Schwester. Zuletzt aber war Alles verschwunden und der Bruder saß allein auf der Eiche, auf der von Ferne nur ein großes Nest zu sehen war. Jetzt steigt er von der Eiche herunter und kommt an

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_003.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)