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ein wundervoller Herr und holt die zweite Tochter ab. Das Vermögen des Edelmanns ist aber wieder im Umsehen verschwunden. Er geht jetzt ans Wasser, fängt einen Hecht und tödtet ihn. Da kommt der Wallfisch und spricht: „Du hast meinen Unterthanen getödtet, das kostet dein Leben. Nur wenn ich deine Tochter Wallfild haben soll, mag es dir geschenkt sein und du sollst Alles wieder in Fülle haben.“ Zwei Töchter wären schon fort, sagt der Edelmann, so möcht' es um die dritte auch sein, wenn er nur sein Leben retten könnte. Der Wallfisch kommt den andern Tag mit einer Kutsche und vier weißen Schimmeln, und holt die dritte Tochter auch ab. Bei dem Edelmann aber war von jetzt an wieder Alles in Hülle und Fülle und er hielt nun besser Haus als bisher.

Jetzt bekommt der Edelmann auch einen Sohn. Dem träumt, als er funfzehn Jahr alt ist, daß er seine Schwestern erlösen könne; er bricht auf und geht ohne Wissen seiner Aeltern in die Waldung. Da kommt er bei ein weißes Männchen, das war ein verwünschter, unterirdischer Geist, der sich groß und klein machen konnte, von welcher Art es früher viele gab. Das Männchen sagt, er möge sich in Acht nehmen, es wäre eine Bärenhöhle in der Nähe. Das sei gerade sein Verlangen, da wolle er hin, sagt der Junker. So geht er hin und gelangt auch glücklich in die Höhle, als der alte Bär auf Raub ausgegangen ist. Die Höhle aber war von innen ein prächtiges Schloß, darin saß seine Schwester Bärenheid und säugte zwei junge Bären. Die Schwester bewirthet und behält ihn über Nacht und versteckt ihn vor dem Bären. Nach einer Stunde kam der alte Bär und witterte, daß fremdes Menschenfleisch in seiner Höhle war. Die Frau sagte aber, er sei ein Narr, es wäre kein fremdes Menschenfleisch. Da beruhigt sich der Bär und legt sich zu ihren Füßen ins Bett. In der Mitternacht

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_002.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)