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Es ist auch ein großes Haus vorhanden (casa di nozze), wo Hochzeiten gegeben werden; man feiert sie mit Schmausereien und Tanz drei Tage und drei Nächte lang.[1] Dies Haus hat einen schönen Garten, und nicht weit davon ist eine große Wiese, wo Leinewand gebleicht wird.[2]

Weiterhin ist noch ein andrer Platz, genannt „Iser Hendrich“[3]), auf dessen Mitte eine Wache, und an der einen Seite ein alter nicht gar hoher Thurm steht. Hier endigte früher die Altstadt, mit einem Thore, welches jetzt nicht mehr geschlossen wird. Außerhalb dieses Thores, links, gegen die Altstadt hin, ist ein runder See, den der Fluß Astria bildet, der hier in die Stadt tritt. Am Ende des Sees sind Haufen von Brennholz, in solcher Menge, daß die ganze Stadt während eines vollen Jahres damit versorgt werden könnte.

Es giebt zwei öffentliche Schlachthäuser, eines in der Alt- und eines in der Neustadt, so groß und mit so viel und so gutem Fleisch versehen, daß es kaum zu glauben ist.

Schiffe von allen Größen werden am großen Hafen gebauet, eben so schnell und mit solcher Symmetrie, wie in Holland und England.

Es residiren in Hamburg verschiedene Minister fremder Mächte, nehmlich: Ein Resident Sr. Kaiserl. Majestät, gegenwärtig der Baron von Pettemberg.[4] Ein Desgleichen des allerchristlichsten Königs; jetzt der Baron Bidal.[5] Ein Resident

  1. Vermuthlich hat s. g. Herren-Logiment, später Ballhof genannt, in der neustädter Fuhlentwiete, an der Südseite, der jetzigen Canzlei des Bürgermilitairs gegenüber. Jenes findet sich schon auf der Ansicht von Hamburg und seinen Gebäuden von D. Lekus gezeichnet.
  2. Wo jetzt die Gasse, genannt die Bleichen.
  3. Isern Hinrich oder Heinrich, der Eiserne. So hieß nicht der Platz, später der Gänsemarkt, sondern der Thurm, welcher von einem Bilde bei so benannten holsteinischen Grafen vielleicht den Namen führte.
  4. Georg von Plettemberg, Hofkammerrath, 1638 vom Kaiser Leopld I. gesandt.
  5. Pierre Bidal war schon vor 1662 zu Hamburg als K. französischer Resident accreditirt. Er war 1690 noch hier, als der Kaiser seine Arretirung und Auslieferung erlangte.