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in der Theilung vor, welche Boleslav III. Krzywousky unter seine Söhne, Vladislaw II. Boleslav Kendzierzawy, Casimir und Heinrich machte. Von Massovien besitzet das Kaiserhaus den östlichen Theil am rechten Ufer der Weichsel, von Brzesz, einem uralten Bestandtheile Litthauens, den südlichen, am linken Ufer des Bugflusses gelegenen Teil unter der Benennung des Bialer Kreises, – so wie der Siedlitzer Kreis, der westliche Theil der alten Woywodschaft Podlachien ist. Der Tarnopoler Kreis ist ein Avulsum Volhyniens, welches jedoch erst nach dem Normaljahre 1206 mit Rothreussen vereinigt wurde, in welchem die Bewohner der, ehehin dem Roman Mscislawicz gehorchenden Länder, den hungarischen König Andreas, den Hierosolymitaner, zu ihrem Oberherrn ausriefen).

Gegenüber zur Linken stehet das vierte, ein Mahl in die Länge und zwey Mahl in die Quere getheilte Hauptquartier, mit seinem Mittelschilde, der mit dem Erzherzoghute bedeckt ist, und das Wapenbild des Landes unter der Enns enthält, im blauen Felde fünf güldene Adler (irrig Lerchen genannt) zwey und zwey zusammen, der unterste ist rechts gekehrt.

(Aelter als alle heraldischen Systeme ist die Uebung, daß die österreichischen Markgrafen Babenbergischen Stammes, auf ihren Pannern und Schildern, einen einfachen Adler führten. Als sie und nach ihrer 1246 erfolgten Erlöschung ihr Cognat, der böhmische König Przemysl Ottokar und die nachgefolgte Habsburgische Dynastie mehrere Länder erwarb, welche sich der Adler in ihren Schilden gebrauchten, wurde selber mit Adlern unbestimmter Zahl bedeckt. Erst Erzherzog Rudolph der Weise schränkte ihre Zahl auf fünf ein, um damit den Ober-Niederösterreichen, Krainischen, Tirolischen, und den Adler der von ihm geführten Reichs-Erzjägermeisters-Würde auszudrücken. Eben so war das Altfranzösische Wapen eine Lilie, in der Folge, bey Vergrößerungen durch Waffengewalt, Unterwerfung mächtiger Kronvasallen, Erlöschung alter Geschlechter usw. ward der Schild mit Lilien besäet, erst König Karl der VI. reducirte ihre Zahl auf drey).

Oben zur Rechten, wegen Oesterreich ob der Enns, einen der Länge nach getheilten Schild, in dessen rechten Hälfte, ein einfacher schwarzer Adler im güldenen Felde, in der linken zwey silberne Balken im rothen Felde sind. Wegen Steyermark, im grünen Felde, ein rechtssehender silberner Panther. Feuerflammen sprühen ihm aus den Ohren, und aus dem offenen Rachen. In der Mitte rechts, wegen des Herzogthums Krain, im silbernen Felde ein blauer gekrönter Adler, auf seiner Brust ein silberner, von Roth und Silber zehn Mahl geschachter, halber Mond. Zur Linken, wegen Kärnthen, ein in die Länge gespaltener Schild, zur Rechten, im güldenen Felde, drey rechts über einander schreitende schwarze Löwen, zur Linken, im rothen Felde, ein silberner Querbalken. Unten zur Rechten, wegen des Herzogthums Salzburg, ein von oben nach unten getheilter Schild, in seiner rechten Hälfte ein aufrechter schwarzer Löwe im güldenen Felde, in der Linken ein silberner Querbalken im rothen Felde. Zur Linken im rothen Felde zwey silberne Schlüssel, in der Form eines Andreaskreuzes über einander gelegt, mit aufwärts und auswärts gekehrten Schliessblättern, wegen des Fürstenthums Berchtoldsgaden. Zwischen dem dritten und vierten Haupt-Quartiere, befindet sich das letzte, es ist in die Quer ein Mahl, in die Länge durch eine unten eingepfropfte Spitze drey Mahl getheilt. Oben zur Rechten im blauen Felde eine goldene Ziege mit rothen Hörnern, wegen der Markgrafschaft Istrien; links, wegen des Herzogthums Friaul, gleichfalls im blauen Felde, ein güldner gekrönter, einköpfiger Adler. Unten rechts, wegen Triest, ein der Quere nach getheiltes Feld, im obern Theile ein zweyköpfiger, gekrönter schwarzer Adler, der untere Theil enthält einen silbernen Querbalken im rothen Felde, auf welchem ein schwarzer Anker ruht. Dann, wegen Gradiska, ein silbernes. Ankerkreuz in einem von Gold und blau quergetheilten Felde, endlich, wegen der gefürsteten Grafschaft Görz, ein schräg rechts durchschnittener Schild, welcher zur Rechten sechs Mahl schräg links von Silber und roth gestreift ist, zur Linken aber einen güldenen gekrönten Löwen im blauen Felde darstellt. In der unten eingepfropften Spitze ein schwarzer roth eingefasster Hut mit gleichfärbigem Gürtel und Quasten im silbernen Felde, wegen der windischen Mark.

Den Hauptschild umgibt die Ordenskette vom goldenen Vliesse, die aus güldenen an einander gefügten Gliedern besteht, deren jedes einen, mit Feuerflammen umgebenen Feuerstein zwischen zwey Feuereisen vorstellt; unten hängt das goldene Vliess in Gestalt eines Widderfelles. Von dem Fusse des Hauptschildes hängen die übrigen Hausordenszeichen hervor. In der Mitte an einem schwarzen Band, unter einem mit Federn geschmückten Helm, das schwarze Kreuz des ritterlichen deutschen Ordens mit silbernem Rande, rechts an einem ponceaurothen, in der Mitte mit einem weissen Streife versehenen, handbreiten Bande, das achteckige, goldene, weissgeschmelzte Kreuz des militärischen Marien-Theresien-Ordens mit der Inschrift: Fortitudini, und dem österreichischen Wapen auf der Kehrseite, mit den Anfangsbuchstaben der Nahmen Franz und Maria Theresia. Dann links die grosse Kette des Civil-Verdienstordens vom heiligen apostolischen Könige Stephan, deren Glieder wechselweise aus den Anfangsbuchstaben der Nahmen Stephan und Maria Theresia, und der immer dazwischen gefügten hungarischen Krone bestehen. In der Mitte befindet sich ein Schild mit einem güldenen Adler und der Inschrift: Stringit amore, an dem das Ordenszeichen befestiget ist, das aus einem grüngeschmolzenen, achteckigen, um den Rand mit einem goldenen Streif in der Mitte aber mit einem roth geschmolzenen Schilde versehenen Kreuze besteht.

Auf diesem Schilde befindet sich das neuere königlich hungarische Wapen, zu dessen beyden Seiten sind die Anfangsbuchstaben des Nahmens der Allerdurchlauchtigsten Stifterinn M. T. Die Unterschrift lautet: Publicum meritorum praemium.

Die Rückseite des Kreuzes hat einen weiss geschmolzenen Schild mit der Inschrift: Sancto Stephano Regi Apostolico. Sie ist mit einem Kranze von Eichenblättern umgeben.

Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0261.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)