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so saßen sie oft schon eben so voll wieder, wenn sie auch nur eine oder zwei Nächte an einem andern Orte gestanden hatten. Auch durch das Ausschütteln der etwas faltig hingehängten Lappen, wenn diese einige Zeit lang ruhig gehangen hatten, wurden viele Ohrwürmer gefangen. Ich fand mit der Zeit, daß das Korbgeflechte durch allerlei andere Gegenstände ersetzt werden könne, welche den Thieren Schutz gegen Licht und Nässe gewähren. Sie verkrochen sich zahlreich in zusammengebundene Bündel von Zweigen von geschorenen Hainbuchenhecken, von Mohnstängeln und den Stängeln der Gartenbohnen, in Bündel von zusammengebundenem und gedrehtem Stroh ausgezogener, reifender Erbsen, selbst von bloßem Stroh, indem sie in allen diesen Dingen, sobald sie etwas welken, zugleich noch Nahrung zu finden scheinen. Derartige Bündel ließ ich später, wenn die Ohrwürmer im Garten sich mehrten, in größerer Zahl in Hecken, Stachelbeer- und Johannisbeerbüsche, ins Gebüsch, namentlich auch von Ende Juli an, wenn die Thiere schon etwas herangewachsen sind, und ihre Schlupfwinkel nicht mehr vorzugsweise in der Nähe der Erde suchen, zwischen die Zweige der Spaliere von Pfirsichen, Aprikosen, Schattenkirschen und in die Weinstöcke legen, und Morgens an einer freien ebenen Stelle im Garten so lange gegen die Erde stößeln, bis nur noch wenig Ohrwürmer herausfielen. Geschieht dieß anfangs langsam und nicht zu oft wiederholt, so kann Eine Person die herausfallenden Thiere leicht nach und nach zertreten. Ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich annehme, daß auf diese Weise mehrmals in Einem Sommer 60000 bis 80000 Stück Ohrwürmer getödtet worden sind, wornach der Garten denn für einige Jahre vor ihnen größere Ruhe hatte, und jährlich nur gesorgt wurde, sie durch angehängte Bündel von Laubwerk, Erbsenstroh und dergleichen in der Nähe von Pfirsich- und Aprikosenbäumen, auch Weinstöcken, wegzufangen. Man macht solche Bündel am besten mäßig dick, damit beim Aufstoßen gegen die Erde die Thiere desto leichter herausfallen und genügt es z. B. von Erbsenstroh ein so dickes Bündel zusammenzubinden, daß man es noch mit beiden Händen umspannen kann. Georginenliebhaber können auch diese Thiere im ersten Frühlinge in größerer Zahl wegfangen, wenn der gewöhnlich an den aufgenommenen Georginenknollen stehen gebliebene, oben offene und unten verschlossene Theil des Stengels mit der Oeffnung an die eingesetzten Pflanzen gelegt wird, an denen sich Spuren des Nagens der Ohrwürmer zeigen, oder wenn noch besser solche Stengel neben den angenagten Pflanzen schräg in die Erde gesteckt werden, so daß die obere Oeffnung fast mit der Erde gleich steht, indem dann nach einigen Tagen sich oft ein paar hundert junge Ohrwürmer in diese Stängel verkrochen haben und herausgeschüttelt werden können. Später halten sich die schon zur Vollkommenheit gelangten Ohrwürmer gern in den verblühten Blumen der Georginen auf, und können, wenn diese abgepflückt werden, herausgeschüttelt und zertreten werden. Gegen den Herbst ist diese Arbeit nicht ohne Frucht, indem mit jedem alten Weibchen ganze Bruten für das nächste Frühjahr zerstört werden. Man hat, um die alten Ohrwürmer im beginnenden Frühlinge, ehe sie noch Eier gelegt haben, wegzufangen, auch angerathen, bei weicher Witterung im März Stücke von Aepfeln, Birnen, Wurzeln etc. auf den Feldern umherzulegen, und sie an demselben Abend, bei einer Leuchte zu fangen. Mit gehöriger Sorgfalt fortgesetzt,

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_387.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)