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kein Zweig abstarb, was wieder auf dem Schäferhofe an einem älteren schlechten Apfelbaume öfter vorkam.

Läge das Absterben der Zweige in einem ungleichartigen Saftgange, so müßte es sich auch wohl mehr im Sommer als zur Winterzeit zeigen.

Wie vielen Einfluß oft der Boden und die Stelle auf Krankwerden eines Baumes haben, davon hatte ich in Nienburg mehrere auffallende Beispiele. Im Garten in der Stadt wurde mir eine in Sulingen kräftige, schöne Pyramide der Engl. Sommerbutterbirn bald krank und litt am Verdorren der Spitzen der Sommertriebe, woran die nur 12 Fuß davon stehenden herrlichen Pyramiden der Salisbury und Amalia von Brabant nicht litten. Ich nahm sie heraus, und pflanzte sie auf dem Schäferhofe, wo der Boden etwas mehr Feuchtigkeit hat, und dort wächst sie seit 10 Jahren gesund und ist jetzt sehr groß. An die Stelle setzte ich eine Pyramide der Roussette von Bretagne deren Hochstamm im Garten (wie obgedacht) so gesund ist. Dieselbe Erscheinung zeigte sich wieder, und ist noch jetzt da, nachdem ich vor einigen Jahren den Baum, weil ich seither den geringern Werth der Frucht für unsere Gegend erkannt hatte, in den Zweigen mit der gleichfalls in allen Probezweigen (einer davon ist ein großer Probeast) in dem Garten so gesunden und tragbaren Kopert’schen fürstlicher Tafelbirn überpfropft hatte.

O.



Verfahren zur Vertilgung der Ohrwürmer.

Der Ohrwurm muß mit unter die für den Gartenbau schädlichsten Insekten gerechnet werden, und nicht bloß die Georginen- und Nelkenliebhaber fürchten mit Recht seinen zerstörenden Zahn, sondern auch der Obstfreund muß oft mit Verdruß sehen, wie schöne Früchte, namentlich die mit Mühe gezogenen Pfirsichen und Aprikosen, im gleichen die Weintrauben von diesen Thieren angenagt werden, und dann meistens rasch und vor voller Reife faulen, wodurch nicht selten, wenn die Thiere häufig sind, der größere Theil der gewonnenen Früchte zerstört wird. Ihre Vertilgung ist um so schwieriger, da sie nur bei Nacht auf ihren Raub ausgehen, und die bisher zu ihrer Vertilgung empfohlenen Mittel sind sehr unzureichend; denn wenn auch in Blumentöpfchen oder Schweinsklauen, die man auf die Stäbe der Georginen hängt, Hunderte von diesen Thieren gefangen werden, so schlägt das wenig an, wenn ein einziger Garten von mäßiger Größe deren vielleicht hunderttausend beherbergt.

Ich fing den Krieg gegen sie zuerst in Bardowick an, als mir durch Thiere, die ich mit der größten Sorgfalt nicht entdecken konnte, selbst die Blätter meiner Pfirsichbäume nach und nach ganz abgefressen wurden, so daß diese fast kahl dastanden. Ich suchte endlich die Thäter Abends mit der Leuchte, und fand an jedem Blatte oft ein Dutzend schon ziemlich ausgewachsener Ohrwürmer sitzen. Sie mit den Fingern zu zerdrücken fruchtete zu wenig, und da ich bemerkt hatte, daß sie sich besonders gern in den Feldern der gelben Wurzeln (Möhren) aufhielten machte ich den Versuch, in die Bäume Bündel von Kraut der in der Küche verbrauchten Wurzeln in größerer Zahl und so, daß sie leicht und ohne Erschütterung weggenommen werden konnten, zu legen, die bei Tage schattig und etwas feucht aufbewahrt und gegen Abend an den Bäumen angebracht, nach 8 bis 10 Tagen

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_385.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)