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Sorte noch weiter beobachtet und auch hier wieder auf Probezweige gebracht habe. Daß es nicht wenige Früchte gibt, die gern zweierlei Form annehmen, und daß namentlich das stärkere oder wenigere Berostetseyn der Früchte, je nach den Umständen, sehr variirt, ist bekannt, und auch die von Freiherrn von Biedenfeld erwähnte Verschiedenheit des Fleisches erklärt sich leicht dadurch, daß die zu Züllichau, wo selbst Wein im Freien gebaut wird, gebrochenen Früchte in der Reife, zur Zeit, als sie gebrochen wurden, schon weiter vorgeschritten waren, als die bei Weimar gebrochenen. Es ist überhaupt sehr mißlich, nach wenigen übersandten Früchten über Verschiedenheit oder Identität von Obstsorten irgend etwas zu bestimmen. Man muß dazu nicht nur die Vegetation der Bäume genauer verglichen haben, sondern muß auch zugleich gebrochene, auf demselben Boden, wo möglich selbst auf demselben Baume auf neben einander befindlichen Probezweigen erwachsene, in der Reife gleichmäßig vorgeschrittene Früchte haben, wenn man gewisser werden will. Bei der Holzfarbigen Butterbirn ist ein hauptsächlich charakteristisches Kennzeichen, neben dem ziemlich merklich gezuckerten, leicht gewürzten Geschmacke, der Umstand, daß die ziemlich plattgedrückten Kerne, wenn die Frucht nicht am Baume reif geworden ist, schmutzig gelblich-braun sind, was auch sowohl Diel als Liegel bei Beschreibung der Holzfarbigen Butterbirn und Liegel’s Dechantsbirn angeben, wobei die Länge der Kerne sich etwas mit der Gestalt der Frucht verändert, so daß sie meistens eiförmig, oft aber länglicher sind.

Ich habe in meiner Schrift: „Anleitung zur Kenntniß und Anpflanzung des besten Obstes für das nördliche Deutschland“ mehrere Beispiele angeführt, wie bei Obstfrüchten, wo ich anfangs sichtbare Verschiedenheit zu finden glaubte, später doch, wenn sie auf denselben Probebaum kamen, sich Identität zeigte. Eins der auffallendsten Beispiele fand sich an der, von Diel Herrnhauser deutscher Pepping genannten, im Hannover’schen verbreiteten trefflichen Frucht. Ich fand diese an einem krebsigen Spalier an der Wand in Nienburg, klein, nicht welkend, mit stark und freundlich gerötheter Backe, und nahm sie unter dem Namen Kleiner Goldnonpareil in meine Baumschule. Von einem andern Baume in Bardowick und bei Nienburg hatte ich die Frucht um 1/3 größer, ein wenig welkend, wie die vorige platt, mit weiter schüsselförmiger Kelchsenkung, ohne alle Röthe, die ich öfter als Hoyaischer Goldpepping, anfangs als Von Duvens Nonpareil an pomologische Freunde versandte; und von einem 3. kräftigen Baume im Garten meines Vaters hatte ich wieder dieselbe Frucht, die ich als Wilkenburger Goldpepping in der Baumschule aufnahm, gleichfalls ohne Röthe, nicht welkend, aber in der Mehrzahl der Exemplare fast oder wirklich hoch aussehend und am Kelche etwas weniger stark vertieft. Auf denselben Probebaum des Weißen Sommercalvills gebracht, weil ich große Uebereinstimmung des Wuchses der Bäume in der Baumschule bemerkte, haben darauf alle 3 Sorten an groß gewordenen Probezweigen mir mehrmals je 20–30 Früchte von der 2. gedachten Form, ohne Röthe gebracht.

Da gerade von fraglichen Identitäten die Rede ist, so will ich noch erwähnen, daß in dem Cataloge der reichhaltigen Baumschule des Herrn Seebadbesitzers Behrens zu Travemünde ich lese, daß der dort verbreitete Nonnenapfel, welchen ich für identisch mit dem Prinzenapfel, Bunten Langhans etc. erklärt habe, sich den

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Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_310.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)