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Mons ohne Namen erhaltenen Frucht gegeben ist und daß (vide p. XII. der Einleitung) nicht Concipient dieser Anzeige Roi de Rome als synonym mit Napoleon’s Butterbirn aufgeführt hat, unter welchem Namen ich von Burchardt und aus Enghien eine ganz andere Birn habe (s. meine Anleitung etc.), dagegen aber entschieden ist, daß die Große grüne Mailänderin, wie sie Diel versandte, die ich von Diel selbst und von wohl fünf anderen Pomologen ganz überein habe, mit Napoleon’s Butterbirn identisch ist.

Doch wir wollen über alle diese Einzelheiten mit dem Herrn Verfasser nicht rechten, und führen sie nur an, um zu zeigen, mit welcher Aufmerksamkeit wir sein so mühsames, schwieriges Werk aufgenommen haben, das seiner Natur nach bei einer ersten Ausgabe vollkommen nicht seyn konnte. Mit vielem Danke nehmen wir hin, was bereits geleistet ist, und wünschen, daß dem Herrn Verfasser Zeit und Munterkeit bleiben möge, bald auch die übrigen Obstklassen ähnlich zu bearbeiten.

Oberdieck.




Die Fortschritte des landwirthschaftlichen Gartenbaus während der letzten zehn Jahre, bearbeitet von F. Jühlke, Garteninspektor und Lehrer des Gartenbaus an der Akademie Eldena, correspondirendem und Ehren-Mitgliede mehrerer Vereine zur Beförderung des Gartenbaus; Berlin bei Karl Wiegandt. 1854. 321 S.[WS 1]

Die hier bezeichnete Schrift darf mit Recht als eine wichtige und gehaltvolle neuere Erscheinung auf dem Felde der Gartenliteratur bezeichnet werden, und wir wollen zu deren Studium nicht bloß Gartenfreunde überhaupt, sondern auch Alle, welche sich für den Obstbau interessiren, bestens ermuntern. In lehrreicher Weise und mit gesunder Kritik bespricht der Herr Verfasser zunächst die beim Gemüsebau und der Gartenkultur überhaupt gewonnenen Fortschritte, geht dann auf gleiche Weise zum Obstbau über, handelt in einem dritten Kapitel von der Gehölzzucht und landwirthschaftlichen Verschönerungskunst, und bespricht endlich in einem vierten Kapitel die beste Einrichtung landwirthschaftlicher Versuchsgärten. Ueberall finden sich lehrreiche Hinweisungen auf die einschlägige Literatur, gar manche anregende Ideen werden gegeben, und wird überall kurz und übersichtlich darzulegen gesucht, welche Fortschritte im Gartenbau überhaupt, den Methoden der Düngung etc., sowie im Gemüsebau, Obstbau etc. in der letzteren Zeit gemacht sind und welche sichere Erfahrungen man gewann, woraus sich denn gar mancherlei Gesichtspunkte ergeben, welche Schritte und Bestrebungen zu weiteren nachhaltigen Fortschritten als die zweckmäßigsten zunächst eingeschlagen werden mögen.

Wir können uns nicht versagen, aus dem Kapitel über den Obstbau einige spezielle Punkte näher hervorzuheben, da deren kurze Besprechung eben so sehr zur Lektüre der Schrift einladen, als manchem unserer Leser erwünscht seyn wird.

Der Herr Verfasser ist der gewiß richtigen Ansicht (p. 161. und 177.), daß neben dem Vorurtheile, welches noch so viele Landwirthe gegen hinreichende Rentabilität des Obstbaus haben, und der überall sich findenden oberflächlichen Obstkenntniß, auch dem Umstande, daß bei den bisher gegründeten Ackerbauschulen sich fast nirgends Baumschulen finden, noch Unterricht in der Obstbaumzucht gegeben, oder die für die Gemeinden so nöthigen und in Württemberg so erfolgreich wirkenden Gemeindebaumwärter herangebildet werden, ein hauptsächliches Hinderniß des Emporkommens des Obstbaus in Deutschland (vorzüglich in Norddeutschland), darin zu suchen sey, daß trotz aller vorhandenen großen Baumschulen dennoch immer noch nicht genug Obstbäume angezogen werden, weßhalb besonders auch noch wohlhabende und praktische Gutsbesitzer auf Anlage von Baumschulen sehen möchten, um daraus den Landleuten passende Obstsorten zu billigen Preisen abzugeben. Mindern würde sich, wie auch der Herr Verfasser andeutet, das ungünstige Verhältniß, wenn nicht durch unrichtige Behandlung Seitens der Obstpflanzer jährlich so äußerst viele Bäume zu Grunde gingen, auch viele herangewachsene Bäume jährlich nicht vor der Zeit dadurch zu Grunde gehen würden, daß man ursprünglich die Pflanzung viel zu dicht gemacht hatte, wo man dann nachher immer in den Zweigen herum sägen muß und die Bäume aus Mangel an Nahrung, Luft und Licht früh absterben!

Einen andern ungünstigen Umstand für das Emporkommen des Obstbaus in Norddeutschland findet der Herr Verfasser darin, daß mit dem zunehmenden Verschwinden der Wälder in den Ebenen Norddeutschlands die Obstbäume zu sehr des gegen Winde und

Kälte nöthigen Schutzes entbehren, weßhalb

Anmerkungen (Wikisource)

  1. F. Jühlke: Fortschritte des landwirthschaftlichen Gartenbaues während der letzten zehn Jahre. Karl Wiegandt, Berlin 1854 Google
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_203.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)