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gute Frucht zu geben. Von der dritten Erneuerung an bringe der Apfelbaum keine Früchte von Mittelsorten mehr, und habe nur den Fehler, bisweilen zu weiche (doux; heißt richtiger wohl süße; O.) Früchte zu bringen.

Das Blatt eines eine gute Frucht versprechenden Pfirsichenbaums müsse breit und eben seyn, mit vorspringendem Rande und mit sägeförmigen, tiefen, aber kleinen Zähnen. Eine Nectarine komme von einer wolligen Pfirsiche und umgekehrt. Das Aussehen eines edlen Pfirsichenwildlings müsse sich möglichst wenig dem des Mandelbaums nähern. Ein gutes Zeichen sey auch ein gelbes Mark. Meist zeigten sich diese günstigen Vorzeichen erst ein Jahr vor der Tragbarkeit. Er rühmt, schon in der dritten Generation lauter köstliche Pfirsiche erhalten zu haben, die kein Beschneiden oder Ausbrechen der zu zahlreich angesetzten Früchte bedurft hätten, indem selbst an freistehenden Stämmen der Art auch die kleinsten Früchte eben so schmackhaft gewesen seyen, als die größten.

Der Aprikosenbaum, der eine gute Frucht andeuten solle, müsse kräftige Zweige haben, und große sich herzförmig verdoppelnde Augen, auch glänzende, mehr gelbgrüne als blaugrüne, mehr lange als runde, nicht ebene, sondern gebogene, stark geaderte Blätter. Er habe bereits wohl 40 neue treffliche Aprikosensorten erhalten, die alle groß, länglich, ohne Beigeschmack gewesen seyen und kleine Kerne gehabt hätten.

Die Kirsche müsse, um gute Früchte zu versprechen, in ihrem Aufwachsen besonders cultivirt werden, und müsse, von welcher Sorte sie auch sey, mit der ihr ähnlichen angebauten Sorte auf ähnliche Weise vegetiren.

Der Pflaumenbaum aus Kernen habe immer ein edles Ansehen und könne daher nur das erste Tragen über die Frucht Auskunft geben. Die Pflaume sey dem Ausarten nicht unterworfen, denn bis auf die Reineclaude erzeuge sie sich durch Kernsaat ganz gleichmäßig wieder, als ob sie ursprünglich aus unsern Gehölzen entnommen sey.

Je mehr die Ansichten und Versuche des Esq. Knight und des Herrn van Mons, nebst den erzielten glücklichen Resultaten bekannt wurden, desto mehr zog man auch in andern Gegenden unveredelte Bäume auf; ja man fing auch unter uns bald an, die Veredlung als etwas höchst Nachtheiliges zu betrachten, von dessen Abschaffung erst rechtes Gedeihen für die Obstbaumzucht zu erwarten sey. So sprach sich vorzüglich Pastor Heusinger zu Heyna im Meiningischen aus, in einem Werke, welches unter dem Titel: „Anweisung zur naturgemäßen Obstbaumzucht, oder Herstellung guter Obstbäume und Obstsorten durch Edelkerne und die Kreisnarbe der Aeste ohne Impfung der Wildlinge, zum Behuf eines beschleunigten und allgemeinen Anbaus der Obstbäume auf freien Feldern“ zu Leipzig 1824[WS 1] erschien. Er erwartet von seiner „naturgemäßen Obstbaumzucht“ nichts Geringeres, als eine Art goldenes Zeitalter, wo die Menschen für die Früchte auf der Erde und über der Erde Bitten zum Himmel emporschicken würden. Wir müssen, da der Verfasser dieses Werkes sich immerhin als Denker zeigt und auf gemachte Versuche stützt, wenigstens das Eigenthümliche in seinem Verfahren kurz angeben. Man soll nach ihm die Kerne guter, oder zu irgend einem Zwecke paßlicher Obstsorten säen, und die erhaltenen Stämmchen, ohne vieles Beschneiden an Wurzel

und Zweigen, wodurch man nur zur Ernährung

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Friedrich Heusinger: Ausführliche, auf Erforschung der Gesetze des Pflanzenwachsthums und auf Erfahrung gegründete Anweisung zur naturgemäßen Obstbaumzucht, oder Herstellung guter Obstbäume und Obstsorten durch Edelkerne […]. Baumgärtnersche Buchhandlung, Leipzig 1824 Google
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_179.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)