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hätte, wo man immer noch mehrere Seiten durchblättern muß, um die Frucht zu finden, sondern überhaupt bei allen Namen, wenn auch zur Instruction der ursprüngliche immer im Register beigesetzt wurde, gleich noch die Pagina hinzugesetzt hätte, wo die Frucht sich findet, Frauenschenkel z. B, verweiset im Register auf Frauenbirn, diese auf Cuisse Madame und findet man nun erst die Reifzeit, unter welcher die Frucht aufzusuchen ist.

Bei jedem ursprünglichen Namen folgen dann zuerst die Synonymen, darauf eine kurze Charakteristik der Frucht, und endlich kurze Angabe des Werths und der Dauer der Frucht in ihrer Reife, sowie öfter der Autoren, bei denen sie vorkommt.

(Schluß folgt.)




Der Führer in der Obstkunde auf botanisch-pomologischem Wege oder Systematische Beschreibung aller Obstsorten. Von Fr. Jac. Dochnahl, Verfasser des neuen pomologischen Systems etc. 1. Bd. Systematische Beschreibung aller Apfelsorten. Nürnberg, 1855. W. Schmidt’s Buch- und Kunsthandlung.[WS 1]

Die vorliegende Schrift zählt nicht weniger als 1263 Sorten auf, von denen jedoch wohl mehr als 100 auf verschiedennamige Identitäten zu rechnen seyn dürften, deren mir hier sehr viele aufgestoßen sind. Das Werk beginnt mit einem etwas überschwänglichen Vorwort, die Obstsorten als konstant und ewig und alle vom Standpunkt der Wissenschaft der Beschreibung würdig erklärend. Erst nachdem man sie alle richtig kennen gelernt habe, sey man im Stande, mit gehöriger Umsicht aus dem ganzen vorhandenen Schatze für jeden besonderen Fall die geeignete Obstsorte zu wählen. Gewiß eine sehr richtige Behauptung, die aber gleichwohl in der Welt, wie sie ist, ohne alle praktische Bedeutung bleiben wird. So wenig als ein hochgestellter Mann, der das Personal seiner Umgebung zu wählen hat, dazu sich ein beurtheilendes Verzeichniß aller vorhandenen Menschen herstellen läßt, um daraus dann die geeigneten Personen für jede Stelle auszuwählen, ebensowenig wird Dem, welcher eine Obstpflanzung anlegen will, mit einer Beschreibung aller vorhandenen Obstsorten praktisch gedient seyn. Freilich ist eine Geschichte der Menschheit nur dann wahrhaft vollständig, wenn sie das Leben aller Menschen, die bisher lebten, vollständig und getreu schildert. Aber auch angenommen, daß ein solches Werk möglich wäre, so würde dessen Durchlesung gewiß keinem Menschen möglich seyn. Genau dasselbe müßte auch das Schicksal einer Pomologie seyn, welche die Beschreibung aller bisher erzeugten Obstsorten enthielte. Unser scharfsinniger und erfahrener Verfasser sagt selbst ganz richtig, daß jeder Obstkern, sogar aus einer und derselben Frucht, eine neue Sorte erzeuge. Er wird also auch gewiß die Möglichkeit nicht in Abrede stellen, daß der erste beste Baumschulbesitzer, der nur einige Tausend Apfelwildlinge besitzt, behaupten könnte: Dochnahl habe 1263 verschiedene Apfelsorten beschrieben und manche staunten, daß es deren so viel geben sollte; allein er (der Baumschulbesitzer) besitze deren in seiner Baumschule noch mehr und zwar lauter neue, bisher noch unbeschriebene und selbst den gelehrten Pomologen unbekannte Sorten. Wie hier, so scheint den Verfasser sein Scharfsinn und wissenschaftlicher Absolutismus auch in der Aufbauung seines Systemes zu einer nicht recht praktischen Anordnung verleitet zu haben. Er errichtet nämlich zuerst ein logisch abgezirkeltes allgemeines Systemfachwerk, in welches dann nach seiner Forderung alle Apfelsorten gehörig vertheilt werden sollen und legt auf die Sicherheit und Uebersichtlichkeit nicht geringen Werth. Sehen wir nun ein wenig genauer nach, welchen Dienst dasselbe nicht sowohl dem die Masse des Einzelnen schon ziemlich beherrschenden und nur einer bequemen Anordnung derselben bedürfenden Pomologen, sondern vielmehr dem mit solcher Systematik und ihren Grundlagen weniger vertrauten Obstfreunde gewährt, der für irgend eine ihm vorliegende interessante Apfelsorte den richtigen Namen und eine zuverläßige, bündige Beschreibung sucht! Um nur zunächst zu entscheiden, unter welchem der vier Dochnahl’schen Hauptstämme der vorhandenen Apfelsorten er für seine Frucht den Namen zu suchen habe, muß er zunächst außer der Beschaffenheit der Frucht selbst (ob sie roh genießbar oder nicht) auch die des Baumes (ob groß- oder strauchartig) und seiner Blätter (ob 1. kahl oder behaart oder 2. wollig) in Erwägung ziehen. Ist dies erwogen und glücklich entschieden, so hat er unter 15 Hauptgattungen der Aepfel theils nach der Gestalt (ob rund oder gerippt), theils nach dem Kernhaus (ob eng oder weit), theils nach dem Geschmack (ob mit oder ohne Aroma) seine weitere Wahl zu treffen. Sollte die Frucht nun etwa ein später Winterapfel

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Der sichere Führer in der Obstkunde auf botanisch-pomologischem Wege oder Systematische Beschreibung aller Obstsorten. 4 Bde. Wilhelm Schmid, Nürnberg 1855–1860
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_151.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)