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man solche häufiger als bisher aufwachsen ließ, und es entstand nach und nach ein überall reges Bestreben, durch die Kernsaat neue Spielarten zu erhalten und in’s Publikum zu bringen, wodurch, neben guten, auch manche sehr mittelmäßige Sorte verbreitet wurde.

Schon Geiger war wenige Jahre nachher der Meinung, daß besonders der Landmann nicht mehr glauben dürfe, es müßten alle Stämme veredelt werden, und schrieb deshalb ein kleines Werk: „die Obstbaumzucht, oder neue, überaus leichte Art, wie man ohne alles Belzen und Künsteln nicht nur die gesundesten Obstbäume erziehen, sondern auch neue Gattungen von gutem und schönem Obste erlangen kann, München 1804.“ Er räth darin, durch öfteres Versetzen und Beschneiden der Wurzeln und Krone den jungen Stämmen den wilden, dornigen Wuchs zu benehmen, und sie fähiger zu machen, gute Früchte zu tragen; meint auch (Seite 20 der Vorrede), daß zum Theil wohl die Aepfel und Birnen unveredelt schlechtere Früchte lieferten, keineswegs aber das Steinobst, da selbst Aprikosen und Pfirsiche überaus gute Früchte gäben. – Vielleicht würde man schon damals ziemlich allgemein ungepfropfte Stämme angepflanzt haben, wenn nicht die Bemühungen Christ’s und anderer Pomologen die erhaltenen guten Sorten zu sammeln und zu beschreiben, Lust erweckt hätten, diese zu besitzen, und nach einer wissenschaftlichen Vollendung der Pomologie zu streben.

(Fortsetzung folgt.)



Etwas über die Traubenkrankheit.
Aus einem Schreiben von Hrn. Carl v. Zallinger in Botzen.

Erwarten Sie etwa nicht einen neuen Beitrag zur bisher erschienenen Literatur über Traubenkrankheit, oder eine spekulative Forschung und Prinzipien-Polemik; – so viel ich noch darüber gelesen, schien keiner der Theoretiker der Krankheit auf den Grund gekommen, oder in der Lage zu seyn, ein praktisches Mittel zur Heilung dieser so furchtbare Verheerungen anrichtenden Traubenkrankheit mitzutheilen.

Allein einen praktischen Versuch, welcher im letzten Jahre in unserer Nähe mit dem besten Erfolge angewendet wurde, näher zu beschreiben und zu veröffentlichen, dürfte vom größten Interesse seyn. Ein praktischer Arzt in Eppan, Dr. Vulkan, machte, von dem Grundsatze geleitet, daß sich Pflanzen-Parasiten auf animalische Stoffe nicht ansetzen, im verflossenen Jahre, als die Trauben die Größe eines großen Bleischrotes hatten, und vom Schimmel, diesen Schmarozer-Pflanzen, überzogen waren, an einem Rebstock folgenden Versuch:

Er tauchte nämlich mehrere Trauben an diesem Rebstocke in gesottenes leichtes Leimwasser, ließ aber mehrere andere Trauben desselben Rebstockes, ohne sie einzutauchen, fortwachsen. Dieser Versuch gab schon nach acht Tagen ein in die Augen springendes Resultat. Die in Leimwasser getauchten wuchsen üppig fort, erlangten die Größe der Trauben wie im gesunden Zustande, und färbten sich roth, während die unberührt gelassenen Trauben ungewöhnlich klein blieben, und mit dem Schimmel, dem bekannten Pilz Oidium Tuckeri dicht überzogen waren.

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_143.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)