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Querdurchschnitte nach Außen scharfkantig[1] und nach der Axe zu mit einer Naht versehen sind, die bei der Reife der Frucht entweder weit geöffnet, oder doch wenigstens mit einer Ritze versehen ist.

Das Samengehäuse der Birne dagegen besteht aus 5 eiförmig zugespitzten, mit der Spitze nach dem Stiel und der Axe zugekehrten, von einander getrennten, (also keine Kapsel bildenden) weichhäutigen, glatten (ungefurchten) im Querdurchschnitt abgerundeten Bälgen (oder Säckchen) welche nach oben und der Axe zu zwar mit einem Ansatze zu einer Scheidewand versehen, nach der Axe zu aber regelmäßig geschlossen sind, obgleich bei einigen Birnensorten, auch zuweilen bei völliger Reife der Fall vorkommt, daß sich einzelne Bälge auch gegen die Axenhöhle zu etwas öffnen. Diese Bälge lassen sich bei den meisten Birnen im überreifen Zustande leicht ganz aus der Frucht herausziehen. –

Das Samengehäuse der Quitte hat mehr Aehnlichkeit mit dem der Birne, als mit dem des Apfels. Es besteht aus fünf an der Basis breiten, nach dem Kelche schmäler zulaufenden, im Querdurchschnitte ziemlich runden, balgartigen Fächern, deren Wände mit weicher Haut bekleidet, aber mit halbrunden, durch scharfkantige Ränder von einander getrennten Furchen versehen sind. Die Fächer sind nach der Axenhöhle zu geschlossen, von welcher aus sich aber bedeutende Spalten zwischen die Fächer erstrecken.

Zu 2. Der Angabe mancher Botaniker, daß bei Pyrus, Apfel und Birne, die Fächer nur 2samig seyen (welche auch Couverchel im dictionaire carpologique etc. Paris 1839. S. 147. annimmt), kann ich nicht beitreten[2]. Es findet dieß vielmehr nur bei den Birnen Statt, wo mehr als zwei Kerne nie in einem Fache vorkommen. In den Aepfeln ist dagegen in jedem Fache die Anlage zu 5 Kernen vorhanden. Ob und wie viel Kerne in jeder einzelnen Frucht zur Ausbildung kommen, hängt von den Umständen ab. Es gibt sehr viele Sorten von Aepfeln, bei welchen in dem einen oder dem andern Fache 3, 4 und 5 Kerne vorkommen, ja es gibt welche, wo dieß fast regelmäßig in allen Fächern der Fall ist, z. B. bei Diel’s Großem edlen Prinzessin-Apfel, bei der Großen Casseler Reinette, bei der Engl. Winter-Gold-Parmäne, bei dem Weißen italienischen Rosmarin-Apfel etc., so daß in einem Apfel 16–20 mehr oder weniger vollkommene Kerne enthalten sind, welche übereinander, abwechselnd rechts und links an der Naht sitzen. So wenig man bei den Birnen das oft vorkommende Fehlschlagen des einen Ei’chens berücksichtigt, ebensowenig wird man dieses Fehlschlagen bei dem Apfel beachten können, denn es kann hier stets nur von einer vollkommenen Frucht die Rede seyn. – Es kommen allerdings auch sowohl Aepfel, als Birnen ohne alle Kerne, ja selbst ohne Kernhaus vor; doch bleibt stets die Anlage angedeutet und es dürfte dieß (sowie wenn irgend einmal

nur 2 Fächer vorgekommen, vgl. oben einige


  1. Schon Krome im Handb. d. Naturgesch. f. Landw. Thl. II. Bd. 2. S. 704. sagt: „Die Ecken der Samenfächerchen sind spitzig“ und S. 702. bei der Birne: „Die Winkel der Samenfächer sind stumpf.“
    Anm. d. Verf.
  2. Auch Prof. C. Koch sagt in den Verhdl. d. Vereins zur Bef. des Gartenbaus in Preußen 1853 pag. 224. über die Zweizahl der Samen: „dieses Merkmal ist keineswegs durchgreifend, da es Aepfel gibt (z. B. Rosenäpfel) wo mehrere Samen sich in einem Fache befinden.“
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_129.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)