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Mill.) Holzapfel. Stamm meist dornig; Früchte klein, herb.

aa. M. austera Wallr. Säuerling, Blätter und Kelchröhre schon in der Jugend ziemlich kahl: Blumenblätter schmal; Frucht säuerlich. Wird als Stammart der sauern, vorzüglich der Mostäpfel angesehen. (Vgl. oben.)

bb. M. mitis Wallr. Süßling. Blätter und Kelchröhren auch im Alter noch, mehr oder weniger wollfilzig; Blumenblätter breiter; Frucht süßlich.

cc. M. praecox. Pall. Zwerg- oder Johannisapfel, Paradiesapfel. Immer nur Strauch, niedrig, oft dornlos.

b) Cultivirter Apfel. Stamm dornlos. Früchte größer und schmackhafter.

C. Cydonia Tourn. Quitte. Wie Pyrus, aber Fruchtfächer vielsamig. Strauch mit ungetheilten, unterseits meist sehr filzigen Blättern.

Hoffentlich wird manchem Pomologen diese Zusammenstellung der botanischen Bestimmungen hinsichtlich des Apfelbaums, Birnbaums und der Quitte nicht uninteressant seyn. Vergleicht man aber diese Angaben untereinander, so muß die große Verschiedenheit auffallen. Wir haben es den Botanikern zu überlassen, in wie weit sie, die es allerdings mehr mit den Arten zu thun haben, sich durch dieselben befriedigt fühlen, und haben uns nur erlaubt, gegen die Gültigkeit und den Werth einiher Annahmen durch ein Fragezeichen bescheidene Bedenken auszudrücken. Fast möchte man sich aber versucht fühlen, mit Poiteau und Turpin in dem Prachtwerke, traité des arbres fruitiers par Duhamel. sec. Ed. pag. 32. hinsichtlich der Blüthen und Blätter zuzugestehen, daß allein die an der Basis verbundenen oder freien Griffel das Hauptunterscheidungszeichen zwischen Apfel- und Birnbaum abgeben.

Betrachtet man aber bei den obigen Charakteristiken dasjenige, was den Pomologen natürlich am meisten interessirt, nämlich die Frucht, so bemerkt man, daß, wenn auf diselbe überhaupt Rücksicht genommen ist, der Unterschied zwischen Apfel und Birne in die fast kugelige am Stiele eingedrückte oder genabelte Form des erstern und in die am Stiele verlängrte, oder an der Basis in den Stiel übergehende, jedenfalls nicht eingedrückte Form der letztern gesetzt ist. (Vgl. auch Converchel in dem untenangeführten Werke S. 417.) Daß dieses dem Pomologen, der es hauptsächlich mit Varietäten und jedenfalls nur mit der cultivirten Birne und dem cultivirten Apfel zu thun, und also das allen diesen Gemeinschaftliche zu berücksichtigen hat, nicht genügen kann, ist klar, und es hat bereits v. Münchhausen im Hausvater, Thl. III. St. 2. S. 19. 1768. auf die Unzulänglichkeit dieses Unterscheidungszeichens aufmerksam gemacht. Jedem Pomologen ist bekannt, daß eine sehr bedeutende Anzahl Birnen, wie z. B. alle wahre Bergamotten, die Rosenbirnen, die Winter Ambrette, die Darmstädter Butterbirne etc. am Stiele ebenfalls eingedrückt, ja selbst am Stiel, wie am Kelche, ziemlich gleich abgerundet, kugelig (apfelförmig) sind, während es auch einige, wie wohl allerdings wenige und seltenere Apfelsorten gibt, z. B. den Quittenförmigen Gulderling, Kirkes Lemon Pippin, den Birnförmigen Apfel etc., welche am Stiele nicht eingedrückt, sondern verlängert (birnförmig) sind. Noch häufiger sind Birnen, welche zwar nach dem Stiel zu verlängert, doch am Stiel wieder eingedrückt (genabelt) sind, d. h. deren Stiel in einer deutlichen Vertiefung

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_127.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)