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im Juli zeitigend.) Es ist dies eine schöne, mittelgroße roth-braune (wahrscheinlich Knorpel-)Kirsche, ähnlich der Purpurrothen Knorpelkirsche, von angenehmem Geschmack und mit kleinem Steine, reif Mitte Juli, die ich indessen, weil sie z. Z. nur einzelne Früchte brachte, künftig auf die vermuthete Identität noch weiter prüfen muß.

Bigarreau Napoleon, (Papeleu beschreibt sie im Kataloge kurz als Frucht erster Qualität, sehr groß, im Juni zeitig, doch gibt er ihre Farbe nicht an.) Nach anderweitigen Nachrichten soll unter dieser Bezeichnung die Lauermann gehen, wie z. B. im Verzeichniß von Augustin Wilhelm in Clausen bei Luxemburg, die Namen Lauermann und Wellington als Synonyme von Bigarreau Napoleon angeführt sind. Das mit dieser Bezeichnung angelangte Bäumchen brachte etliche 20 Stück kleine runde, schwarze, sehr harte und ziemlich fade schmeckende Knorpelkirschen, deren einziges Verdienst in langer Dauer am Baume, ohne durch übles Wetter und Nässe zu leiden und in später Reife (Ende August) bestand. Es ist hiernach in der erwähnten Baumschule jedenfalls ein Irrthum untergelaufen.

C. Bunte Herzkirschen.

Bigarreau d’Elton (als sehr große weiße Frucht erster Qualität, zu Anfang Juli zeitigend, mit sehr tragbarem Baume, von Papeleu bezeichnet). Sie ist jedenfalls mit der Flamentiner aus v. Truchseß’s Sammlung übereinstimmend oder hat doch wenigstens so große Aehnlichkeit, auch in der Reifzeit, damit, daß eine die andere ersetzen kann. Diese Sorte ist frühzeitig, gut und groß, doch keinesweges sehr groß.

Cerise Mazard blanc. (Im erwähnten Verzeichniß nur dem Namen nach aufgeführt.) Es ist dies eine kleine oder doch nur mittelgroße, rundliche, gelbe, rothschattirte (also bunte) Herzkirsche, reif zu Ende Juli. Sie hat große Aehnlichkeit mit der Türkine des Hrn. v. Truchseß, doch bietet ihr Geschmack mehr honigartige Süßigkeit dar, und die Blätter des Baumes sehen deren der gelben Herz- und Knorpelkirschen ähnlich, licht- oder gelblich grün aus, wie dies bei der Türkine nicht der Fall ist. Beim Nachschlagen in v. Truchseß’s Buch bin ich darauf gekommen, sie für die Dankelmann’s Kirsche zu halten, welche auch Agatkirsche, Cerise ambré, bei Grane, Weiße Zwieselbeere oder Schwefelkirsche, bei Christ, Kleine weiße Perlkirsche und Dankelmann’s weiße Herzkirsche heißt, mit deren Beschreibung sie ziemlich gut trifft, doch habe ich die Dankelmann’s Kirsche selbst nicht in meinem Sortimente. – Das Bäumchen trug sehr voll (67 Stück) und es verspricht also die betreffende Sorte, wenn sie auch sonst nichts Besonderes vorstellt, wenigstens große Tragbarkeit.

Bigarreau Lemercier. (Sie ist im Verzeichniß als sehr groß, dunkelschwarz, von erster Qualität, Mitte Juli reif angegeben.) Wie das Folgende lehrt, trifft diese Angabe nicht zu. Sie ist aber auch verschieden von jener aus Paris hieher gelangten Lemercier, denn letztere ist eine Glaskirsche ihrem Baume nach, wie nach ihrer Frucht. Der Stiel dieser angeblichen Süßkirsche Lemercier ist auffällig lang (bis zu 2¾″), dünn, grün, und hie und da, wahrscheinlich durch das Anschlagen der vom Winde bewegten Stiele an den Zweig, etwas braunfleckig. Die Kirsche ist groß, ziemlich regelmäßig herzförmig, auf der Furchenseite breitgedrückt, auf der anderen Seite flachbauchig, nach dem oberen Ende

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_120.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)