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Sorten seiner Kirschen gab, so sind doch mehrere davon, bei aller Schönheit, wegen geringerer Güte, besonders aber wegen der geringen Tragbarkeit (wenigstens unter den hiesigen klimatischen Verhältnissen), vom Gärtner Egers zwar noch beibehalten, doch schon nicht sehr geachtet worden und sie sind allerdings aus diesem Grunde nicht werth, noch weiter gepflanzt zu werden, jedoch aus Liebhaberei habe ich sie zu erhalten gesucht.

Diese v. Truchseß’schen Kirschen sind jedoch in ihrer Gesammtheit wirklich so schön, daß sie von vielen neueren und sehr gelobten Sorten, welche hieher gelangt sind, nicht übertroffen werden, und unser pomologischer Verein hat in seinen Verhandlungen mehrfach Nachricht über die besten und preiswürdigsten Varietäten darunter gegeben. Es wurde von demselben dann auch noch auf mehrere preiswürdige Sorten aufmerksam gemacht, die zwar Herr von Truchseß besaß, welche er aber nicht lange genug oder am unrichtigen Standorte beobachtete (in welcher Hinsicht z. B. die Straußweichsel zu nennen ist, die Truchseß als klein und wenig tragbar schildert, während gerade das Gegentheil Statt findet), oder deren von Truchseß vermutheten Werth wir bestätigen konnten (z. B. Krüger’s und Fromm’s schwarze Herzkirsche, Drogans weiße Knorpelkirsche, Guindoux de Provence). Dann ist von uns auch Dönissens gelbe Knorpelkirsche, die noch aus von Truchseß Hand nach seinem Erblinden an Herrn von Könitz kam und von Ersterem nicht mehr beschrieben werden konnte, als eine der Büttner’s gelben Knorpelkirsche sehr ähnliche, im Geschmack jedoch noch bessere und gegen die Angabe Dittrich’s auch recht tragbare Sorte empfohlen worden.

Unter den später hiehergekommenen, nicht zum erwähnten Sortimente gehörigen Kirschen sind es nun aber immer nur wenige, welche den älteren v. Truchseß’schen an die Seite gesetzt werden können. Die empfehlungswerthesten werden folgende seyn: 1) Cerise Montmorency; sie kam von Hrn. Lieutenant Donauer in Coburg hieher, aber ich bin noch ungewiß, ob sie nicht die Späte Herzogskirsche des Herrn von Truchseß ist. 2) Hybride von Laeken; wir erhielten sie durch die Gefälligkeit des Hrn. Reisse, Haushofmeister Sr. Majestät des Königs der Belgier und sie existirt, wie ich später erzählen werde, bereits unter mehrfachen Namen. 3) Eine recht schöne und gute Glaskirsche, die unter dem Namen Lemerçier von Noisette in Paris hieher gelangt ist. Von diesen Sorten ist im 5. Hefte der Verhandlungen unseres Vereins weitere Mittheilung gemacht worden.

Um das Beste unter den jetzt in Belgien cultivirten Sorten auszulesen, hat unser Verein vor einigen Jahren auf meinen Vorschlag etliche 40 verschiedene Kirschen aus dem Sortimente des Hrn. Adolph Papeleu in Wetteren (bei Gent), soweit sie uns dem Namen nach neu oder unbekannt waren, beigebracht. Man muß in dieser Baumschule, wie ich zugleich bemerken will, die Pfropfreiser ebenso theuer als junge Bäume bezahlen und es sind somit kleine Bäumchen hiehergelangt, von welchen besonders die Süßkirschen auf Prunus Mahaleb veredelt stehen, auf welcher Unterlage die Kirschenbäume, wie schon Dittrich (z. Bd. S. 270.) sagt, und auch Herr Alfred Topf in seinem Hauptverzeichniß anführt, angeblich am Harzflusse nicht leiden sollen – worüber mir selbst aber eigene Erfahrung abgeht. Die jungen Kirschenzwerge wurden mir zur Kultur übergeben

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_118.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)