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wohl einmal veranlassen, unterstützt von den neueren Hülfsmitteln, auf mehrere verschiedene Arten Versuche zu wiederholen, in welchen Fällen und bis wie weit es möglich ist, verschiedene Baumarten durch Oculation, Copulation etc. auf einander zu pfropfen. Schreiber dieser Anzeige hat vor Jahren sorgfältige Versuche durch Copulation Rosen auf Eichen und Pfirsiche auf Weiden anzubringen, vergeblich angestellt. Dennoch gelingt unter Umständen und bei verändertem Verfahren manchmal, was früher nicht gelingen wollte. So fand der Unterzeichnete in einer kleinen Baumschule eines Försters mehrere sehr gut durch Copulation auf Pflaumen angeschlagene Pfirsichbäume (von 6–7 aufgesetzten Reisern waren nur zwei nicht angegangen), wo auch das Edelreis bis zum obersten Auge hin mit feuchtem Moos und dem früher gewöhnlich gebrauchten Pfropflehm umgeben worden war, also mehr, als bei andern Verfahrungsarten gegen Ausdörren gesichert gewesen war. Auffallend war es ihm dagegen, daß er von Herrn Dr. Liegel erhaltene Aprikosen- und Pfirsichenreiser, die in früheren Jahren, im Freien auf Pflaumen copulirt, erst antrieben und stark angeschwollene Knospen gemacht hatten, dann aber bei eintretender, trockener und wärmerer Luft wieder zurückgegangen waren, auch dann nicht anbringen konnte, als die Reiser auf in Töpfe gesetzte Pflaumenstämme copulirt und so in einen Glaskasten gesetzt wurden, wo sie zuerst bis zur wirklichen Entfaltung der Augen trieben, dann aber, auch bei sehr allmäligem Gewöhnen an die Luft wieder abstarben[WS 1], so daß doch noch eine wirkliche Verbindung zwischen Edelreis und Grundstamm nicht Statt gefunden haben konnte. Es sind aber hier wenigstens Fingerzeige gegeben, wie die Copulation von Pfirsichen und Aprikosen, auf Pflaumen und möglicher Weise selbst auf Pfirsichen, welche schon für Anbringen von aus der Ferne bezogenen Reisern, Wichtigkeit behält, doch mit größerer Sicherheit des Gelingens als erfahrungsmäßig bisher der Fall ist, wo kaum das zwanzigste Reis wirklich anschlägt, könnte vorgenommen werden.




Der Obstbaumschnitt. Neueste Methode zur Behandlung der feinern Obstarten am Spalier und in allen anderen gebräuchlichen Formen. Von J. A. Hardy. Nach der 2. Aufl. bearbeitet und durch Zusätze und Erläuterungen den deutschen Verhältnissen angepaßt von H. Jäger, Großh. Sächs. Hofgärtner und Inspector von Gemeindebaumschulen. Mit 80 Abbildungen. Leipzig, Verl. von O. Spamer 1855. 12 Bog. gr. 8. 1 Rthlr.

Es ist sehr erfreulich, wenn Schriften, wie die vorliegende, mit Sachkenntniß übersetzt und genau durchgesehen, in so reich mit Abbildungen ausgestatteten Ausgaben und zu einem in der That sehr billigen Preis erscheinen können, welche einen speciellen Gegenstand, wie den Baumschnitt, behandeln. Die letzte größere Schrift, die in Deutschland über den Baumschnitt erschien, die Dietrich’sche Uebersetzung von Dubreuil’s Cours d’Arboriculture läßt ohnehin manches zu wünschen übrig und enthält so ungemein viel (fast die Hälfte des Buchs), was für die Verhältnisse des Obstbaues in Deutschland ganz werthlos ist. Das wirklich gute, der Baumschnitt, ist aber bei jenem ziemlich theuern Werk doch zu hoch bezahlt. Außerdem enthält dasselbe gar manches, was ein praktischer Baumzüchter sicher nur mit einer Bemerkung gegeben haben würde. Die hier vorliegende Schrift ist wesentlich von der zuletzt erwähnten, wie von den übrigen bekannten derartigen Büchern, verschieden. Es ist ein Werk eines der geachtetsten Praktiker, der hier seine, mit dem Messer in der Hand gegebenen Vorträge über Baumschnitt zusammengestellt seinen zahlreichen Freunden und Schülern übergab. Jäger, dessen Schriften über Landschaftsgärtnerei und Obstkultur etc. schon längst sich in allen Gauen Deutschlands Bahn gebrochen, welcher den Baumschnitt in Paris theoretisch und praktisch erlernt, war gewiß der rechte Mann, Hardy’s Schrift klar und faßlich zu übertragen und wir haben in der That hier ein Buch vor uns, welches jeder


    dadurch, daß, wie noch jetzt es italienische Gärtner nicht selten thun, der Stamm aus einem Granatbaum bestand, derselbe aber innen durchbohrt war und man nun allerlei andere Holzgewächse durch den hohlen Stamm zu wachsen zwang, während die Wurzeln derselben unter denen und zwischen denen des Granatapfelbaumes, der sich wegen seines harten festen Holzes, wie auch die Orange, gut zu solchen Kunststücken gebrauchen läßt, wurzelten und ihre Nahrung also direkt aus dem Boden entnehmen konnten.

Anmerkungen (Wikisource)

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Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_108.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)