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Borsdorfer, Englischen Winterpepping etc. vorgezogen wird.

Eigenschaften des Baumes: der Wuchs desselben ist außerordentlich langsam und dem des Borsdorfers ähnlich; gleich diesem bildet er eine schöne breite, lichte Krone, wird groß und alt und bleibt auch im Alter gesund. Schon sein häufiger Anbau in den Provinz zeigt, daß sein Fortkommen ein gutes ist.

Schließlich eine Bemerkung. Lucas glaubt, der Apfel könnte in südlicherem Klima wohl mehlig werden, was bei uns aber entschieden nicht stattfindet. Wäre diese Vermuthung übrigens richtig, so würde sie doch den Werth desselben für nördliche Gegenden nicht beeinträchtigen, und gerade diesen werden in der Regel die wenigsten neuen und zugleich guten Früchte dargeboten. Bei dem langsamen Wuchse des Baumes würde es sehr rathsam seyn, diese Sorte zum Umpropfen schon erwachsener Bäume zu verwenden, sowie sie auch zu Zwergbäumen sehr geeignet seyn müßte[1].

2. Die Honigbirne.

Unter diesem Namen ist in ganz Ostpreußen und vielleicht auch noch weiterhin eine Birne bekannt, welche hier fast allgemein angebaut in jeder, wohl selbst der ungünstigsten Lage gedeiht, in Beziehung auf den Boden aber einen humosen Lehm, wenn er nicht gar zu naß ist, besonders lieben dürfte, obwohl sie auch in anderen Bodenarten fortkommt.

Gestalt: Eine kleine rundlich eiförmige Birn von regelmäßig nach Kelch und Stielende abnehmender Wölbung, der Jagdbirn (Chasserie) bezüglich ihrer Form ziemlich ähnlich; der Durchmesser der Breite mißt 1½ Zoll, der der Länge 1–2 Linien mehr.

Kelch: hornartig, oben aufstehend oder in einer nur unbedeutenden Einsenkung.

Stiel: dick, holzig, wie eingesteckt, ¾–1 Zoll lang, öfters von einem Fleischwulst umgeben.


  1. Ich erhielt durch die Güte meines hochverehrten Freundes Hoverbeck vor zwei Jahren und jüngst (den 15. Okt. 1854) wieder Früchte dieses werthvollen Apfels. Die früheren scheinen etwas spät gebrochen gewesen zu seyn, denn sie waren nicht so saftig, als ich sie erwartet hatte. Die jetzt erhaltenen Früchte bewiesen mir erst den Werth dieses in der That köstlichen Apfels, welcher für die rauheren Gegenden Deutschlands, für die wir durchaus noch keine wirklich genügende Auswahl tragbarer guter Sorten haben, so wie aber auch für alle besser gelegenen Obstgärten eine gewiß werthvolle Acquisition ist. Ich rechne ihn nicht gerade den allervorzüglichsten Tafelfrüchten gleich, wohl aber gebe ich ihn noch jedenfalls den ersten Rang, und auch zu Obstwein muß er sich sehr gut eignen.
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_078.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)