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abzuhelfen suchen. Es ist mithin das Werk in seiner Anlage so großartig, daß, es nicht etwa sinken zu lassen und für seine Vollendung zu sorgen, ein wahrhaft eines Königs würdiger Act wäre. Möchte der verehrte Monarch von Belgien nicht aufhören, sich für dasselbe zu interessiren, wenn möglicherweise die Subscription die großen Kosten der Herausgabe nicht decken sollte, da nur Societäten und begüterte Personen dasselbe sich werden verschaffen können. König Ludwig in Bayern hat so Unsterbliches für die Kunst gewirkt; einem Wohlgefallen des Kaisers von Oesterreich an einer blühenden Collection Pelargonien verdanken wir ein herrliches Kupferwerk über Pelargonien, in dem noch manche Blume fortlebt und von ihrer früheren Schönheit Kunde giebt, nachdem die Varietät unter den Händen der das Veränderliche und die Mode stets zu sehr liebenden Menschen untergegangen ist. Sollte nicht auch ein Werk über das so vielen Einfluß auf die Landeswohlfahrt habende Obst, und namentlich jetzt, wo man der Ansicht sich hingeben darf, daß man die besten jetzt bekannten Obstarten für immer zu conserviren suchen wird, der Protection und wirksamen Unterstützung eines Königs sich zu erfreuen haben?

Mit dem hier angezeigten pomologischen Werke und der dasselbe herausgebenden Commission royale steht in ziemlich genauer Verbindung eine in Belgien gleichfalls unter Protection der Regierung zusammengetretene Société v. Mons, über welche wir daher einige Nachrichten gleich hier anfügen. Diese Societät hat zunächst den Zweck, die von Herrn Professor v. Mons durch Kernsaaten gewonnenen zum Theil jetzt zerstreuten guten Früchte wieder zu vereinigen und zu erhalten, sowie die Bemühungen desselben, Verbesserungen des Obstes durch Kernsaaten zu erzielen, fortzusetzen; sie will aber auch andere gute, schon in Belgien cultivirte, oder aus dem Auslande bezogene Früchte, in einem pomologischen Garten der Societät anzubauen und zu prüfen suchen, ehe dieselben weiter verbreitet werden. Zu dem Zwecke hat Herr Bivort, (dessen treffliches Album der Pomologie nicht mehr fortgesetzt zu werden scheint, da die erste Lieferung der obgedachten Annalen auf dem Umschlage die Nachricht enthält, daß von dem Album nur noch 3 Exemplare vorräthig seyen), der Gesellschaft vorläufig auf 20 Jahre, seine aus circa 7000 Stämmen jeder Größe bestehenden Baumpflanzungen, größtentheils acquirirt durch Ankauf der von Herrn v. Mons nachgelassenen Baumschulen, oder gewonnen durch Kernsaaten nach dessen Systeme, zur Benutzung überlassen, und vermiethet ihr das Grundstück, welches diese Pflanzungen einnehmen, sowie eine Wohnung für den Gärtner und das Local für die Bureaux der Societät. Dieser pomologische Garten, über dessen Acquisition man sich mit Recht freut, da es an einem gehörigen pomologischen Garten, den man in Frankreich, zum großen Vortheile des Obstbaus, fast in jedem Departement habe, in Belgien, wo die trefflichsten botanischen Gärten sich finden, bisher noch ganz gefehlt habe, (ganz wie bei uns), soll durchaus nicht zu Handelszwecken, sondern nur für die Wissenschaft benutzt werden. Durch eine jährliche Zahlung von 10 Franken kann man bei der Société v. Mons sowohl im Inlande als Auslande sich betheiligen, und erhält dann – wenn die Erndten nicht völlig hinreichend seyn sollten, nach einer durch’s Loos bestimmten Reihenfolge, – bald Früchte, bald Pfropfreiser von den schätzbarsten Obstsorten, namentlich von denen die man zu besitzen wünscht. Erlaubt es die Kasse, so werden besondere Obstausstellungen gemacht, und ein Jahresbericht soll von dem Stande der Societät fortlaufende Nachrichten geben. Wir erfahren aus den Ankündigungen noch, daß Herrn Bivort’s Pflanzungen meistens aus Stämmen der neunten bis dreizehnten Generation bestehen, von denen bisher 245 Früchte gebracht haben; 61 von diesen haben ausgezeichnete Früchte geliefert, unter welchen sind Poire Prévôt, Beurré Berkmanns, Prince Albert, Comte de Paris, Beurré Antoinette, Calebasse Tougard, Leopold I., Docteur Trousseau, Pie IX., Dumont-Darmortier, Souvenir d’Espérin, Laure de Glymes, Villermoz, Duchesse d’Orleans etc. etc.; 110 andere haben auch mehr oder weniger zu beachtende Früchte gegeben, die jedoch noch in Prüfung bleiben; 74 dagegen lieferten Obst von geringerer Güte, oder Sommerfrüchte. Die ersten 8 Generationen der durch Herrn von Mons erzogenen Stämme (nach und nach circa 80,000) sind hinsichtlich der sich darunter findenden schätzbaren Sorten erschöpft oder zerstört, haben aber die Obstsammlungen von Europa und selbst Amerika bereichert mit trefflichen Sorten wie z. B. Calebasse Bosc, Conseiller de la Cour, Marie Louise Nova, Beurré Colmar, Nouveau Poiteau, Fréderic de Wurttemberg, Beurré d’Amanlis, Colmar d’Aremberg, Comte de Flandre, Colmar Nelis, Reine des Pays-Bas, Bergamotte rouge tardive, Bezi de Louvain, Nec plus Meuris, Beurré Drapiez, Doyenné Dilleu, Enfant prodigue, Doyenné Sentelet, Fondante des Celestins etc. etc.

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_067.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)