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Triebe wachsen gelassen, an den etwas schwächern nicht mehr als zwei.

Die Stöcke, die nach dieser Methode behandelt, ganz frei stehen und Luft und Sonne in hinreichendem Grade genießen, behängen sich von 2½′ über dem Boden an, bis zu 12–14′ Höhe, voll der herrlichsten und schönsten Früchte und geben als die reizendsten Pyramiden eine große Zierde für jeden Garten.

Der durchschnittliche Ertrag ist 2 Maaß (4 Pfd.) Früchte vom Stock, bei recht guter Behandlung und reicher Sommerdüngung wurden auch schon 3 Maaß geerntet. Dies entspricht einem Geldertrag von 24–30 kr. Nimmt man nun bei 3½–4′ Entfernung 15 □′ für den Stock an, so kommen auf 100 □′ 6–7 Stöcke, die, den Ertrag eines Stockes nur durchschnittlich zu 20 kr. angeschlagen, 2 fl.–2 fl. 30 kr. jährlich eintragen, was auf ¼ Morgen schon beinahe 200 fl. ausmacht.

Die Stöcke dürfen nicht länger als sechs Jahre an derselben Stelle stehen, denn nach dieser Zeit vermindert sich ihr Ertrag und die Früchte werden kleiner; man thut also wohl, um stets Himbeere in vollem Ertrage zu haben, je alle 3 Jahre eine neue Pflanzung anzulegen.

Es ist keine Frage, daß diese Kultur Hermann’s den Vorzug vor den vorgenannten dreien verdient, indem hier der Himbeerstrauch eine Entwicklung und Ausbildung erlangt wie sonst niemals, und in seinen Erträgen gewiß auch jene Methoden übertrifft, denn gerade an den oberen Theilen der Triebe finden sich bei dieser Behandlung die frühesten und schönsten Früchte.

Auf den Werth der Kultur der Himbeere darf ich bei dem vielfachen Bedarf und ihrer mannigfaltigen Verwendung zu Himbeersaft, Himbeeressig, zum Einmachen etc. nicht erst aufmerksam machen; aber darauf will ich noch schließlich hindeuten, daß dieser Strauch bei richtiger Pflege und Behandlung zu den einträglichsten Kulturen gehört.


Ueber die neue Himbeere Merveille des quatre saisons à fruit blanc.
Vom Herrn H. Maurer in Jena.

Im Begriff diese neue Himbeere von Herrn Gebrüder Simon in Metz zu verschreiben, durchging ich vorher mein Probe-Sortiment, und fand merkwürdigerweise eine vor zwei Jahren von einem Bekannten erhaltene Sorte, welche derselbe schon mehrere Jahre besaß und mir zur Beurtheilung zugesendet hatte, die nach Art der bekannten Merveille-Himbeere von Gebrüder Simon noch heute am 16. Oktober mit Blüthen und weißen Früchten bedeckt war.

Ich bin überzeugt, daß diese Sorte mit derjenigen der Herrn Gebrüder Simon identisch, und also in Deutschland nicht neu, wenn auch vielleicht wenig verbreitet ist.

Da der Fall nicht uninteressant, so

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_059.jpg&oldid=- (Version vom 9.10.2018)