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46. Den Gestreiften Sommer-Zimmtapfel und Edlen Rosenstreifling, wie ich Letztern erhielt, fand ich durchaus identisch; Herr Garteninspector Lucas erklärt jedoch beide Sorten für verschieden und muß ich auch seine Sorte einmal zur Vergleichung beziehen. Auch die Marmorirte Rusette ist sehr ähnlich, aber stärker gestreift und geröthet, kleiner und schmeckt nicht zimmtartig.

(Birnen, Pflaumen und Kirschen im nächsten Heft.)




Was soll die Obstkunde leisten und welchen Nutzen hat dieselbe für die Obstzucht?
Vom Herrn Geheimen Finanzrath G. von Flotow in Dresden.

Die Obstkunde oder Obstlehre (Pomologie) im weiteren Sinne, beschäftigt sich mit der Naturgeschichte der Obstarten und Obstsorten, im engeren Sinne mit der Kenntniß, Bestimmung und Unterscheidung der Obstarten und Obstsorten, während die Lehre von der Obstzucht die Erziehung, Pflege, Veredlung und Kultur der Obstbäume und Sträucher abhandelt. Die Obstkunde steht also in demselben Verhältniß zur Lehre von der Obstzucht, wie die Pflanzenkunde zur Lehre von dem Pflanzenbau, (Acker-Garten-Wald-Bau) und muß also in ihren Lehren von dem äußeren und inneren Wesen der Obstarten und Sorten, ihrer Entstehung, Ausbildung etc. ganz mit den allgemeinen Lehren der Pflanzenkunde übereinstimmen.

Der Gegenstand der Obstkunde beschränkt sich in Deutschland bekanntlich auf wenige Gattungen und Arten baum- oder strauchartiger Gewächse, deren Früchte in unserem Vaterlande gedeihen, und sowohl roh, als in mancherlei Zubereitungen genossen werden. Allein die Obstkunde hat es weniger mit diesen botanischen Gattungen und Arten zu thun, als mit den (wie bei unseren Feld- und Gartengewächsen und Hausthieren überhaupt) entstandenen Abarten, Varietäten oder Sorten, weil nur deren Früchte für die Obstzucht nach den verschiedenen Localitäten und Benutzungszwecken Werth haben, der Werth der Früchte der wildwachsenden ursprünglichen Gattung oder Art dagegen in den Regel von sehr geringer Bedeutung ist. Während also die Botanik sich hauptsächlich mit den Gattungen und Arten beschäftigt und die Abarten und Varietäten nur wenig berücksichtigt, handelt es sich in der Obstkunde hauptsächlich um die Kenntniß der daraus hervorgegangenen Abarten und Varietäten oder Sorten, besonders um die Früchte derselben.

Die Obstkunde muß daher, wenn sie wissenschaftlich betrieben wird, die allgemeinen Lehren der Botanik (die Naturlehre der Pflanzen etc.) als ihre Grundlagen annehmen, diese auf die Obstsorten, besonders auf die Früchte, als den eigentlichen Gegenstand der Obstkunde anwenden und weiter durchführen. Sie hat daher die Entwickelung, den äußern und innern Bau der Früchte genau darzustellen, alle Einwirkungen des Klima’s, der Localität, der Kultur etc. auf die Ausbildung und besonders Veredelung

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_016.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)