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nicht ganz unangenehm seyn wird. Bey diesem Versuche muß ich nun noch meine Meinung mit wenig Worten entdecken. Ich glaube, daß die Erzeugung dieser Würmer, aus den hineingelegten Eyergen der Kornwürmer entstehe, und daß derselben Ausbrüthung bloß auf den gehörigen Grad der Wärme ankomme, diesen erhalten sie durch die innerliche Erhitzung eines solchen feuchten, und dichte über einander liegenden Kornes. Es erhellet aber auch zu gleicher Zeit hieraus das Mittel, wie solches zu verhüten ist; wenn man nämlich ein dergl. Korn, 1) dünne aufschüttet, 2) auf einen solchen Boden, welcher nicht über einer Stube gelegen, von welcher eine beständige Wärme in die Höhe steiget. 3) Wenn man solches fleißig umwendet, und wie es die Hauswirthe nennen, durchwurfelt. Was mich in dieser Meynung noch mehr bestärket; ist 1) daß das Korn des gleich Anfangs erwehnten Mannes von den Eseltreibern gebracht worden. Diese Leute haben den Gebrauch, daß wenn das Korn nicht durch den Regen feucht wird, so feuchten sie es ein wenig an, damit es aufquillt, und im Messen desto besser scheffelt. 2) Hatte dieser Mann es über seiner Wohnstube liegen, welche auf eine unerträgliche Art tägl. geheitzet ward. 3) Giebt es der Augenschein und die Erfahrung, daß, wenn zur Erntenzeit große Näße einfällt, und das Korn auf dem Halme sehr naß wird, so entstehet das sogenannte Brand- und Mutterkorn daraus, welches durch die Nässe sich innerlich erhitzet, schwarz, groß und ausgedehnet wird, in sich aber einen milchweissen Saft hat, welcher nicht selten ganz blaulig wird, auch ein blaues Mehl giebt, und wenn es gar zu häufig unter dem andern Korne ist, nicht selten Krankheiten denenjenigen zuziehet, die es genießen. Diese Krankheiten entstehen aus der Gährung, welche dieses davon gebackne Brodt verursachet. Doch halte ich mich zu weitläuftig bey dieser Sache auf, besonders da der unermüdte Herr D. Lange, schon vor einiger Zeit seine Gedanken von dem Brandkorne und dem daraus entstehenden blauen Mehle und Brodte mitgetheilet hat. Leben sie wohl.

Benneckenstein, den 14. des Christm. 1752.

D. Johann Gottlob Lehmann.


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Physikalische Belustigungen. Siebenzehntes Stück. Berlin 1752, Seite 525. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Physikalische_Belustigungen_17_St_1752_70.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)