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sah er einen Hingesunkenen neben seinem Bett, der nicht sprach, aber schmerzlich seufzte. Er erhob zu ihm die Hände, und Sylvester sah vor sich das Antlitz eines gequälten Greises, dessen Haupt eine mehrfach gekrönte Mütze bedeckte und dessen Mund sich immer wieder zur Seite zog, um ein einziges Wort aus seiner Brust herauszubringen. Allein etwas, das der Papst geradezu für die Größe seines Unglückes hielt, erhöhte ihn so sehr, daß der heilige Bischof, Christi Vogt, ihn nicht bei seiner Hand zu erfassen wagte. Die Erscheinung seufzte darauf laut und starb in der Luft, sich zerteilend, dem Papst zu Füßen, als der Morgen hereinbrach.

Darauf verfiel Sylvester selbst in eine rätselhafte Traurigkeit. Er verweigerte die Speise, er fürchtete seine Kardinäle und die Römer draußen auf seinen Spaziergängen. Er unterließ alles, was seines höchsten Amtes war, er verwaltete nicht sein Bistum, noch die gesamte heilige Kirche, und indem er sogar auf sein priesterliches Recht des Altardienstes Verzicht leistete, ergab er sich wieder der Zahlenwissenschaft und der Erforschung der natürlichen Gesetze, seinen Jünglingsbeschäftigungen. Bis er eines Tages, diesmal durch die geöffnete Zimmerdecke, eine riesige Kugel aus dem Himmel stürzen oder vielmehr fortgerollt sah und eine zweite, der ersten angepaßte, offne Halbkugel, die stille stand, aber in ihrem Halbmesser so groß war, daß sie die andre gerade umfassen mußte. Die ganze Kugel jedoch hielt nur an einem haardünnen

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Paul Adler: Elohim. Hellerauer Verlag, Dresden-Hellerau 1914, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Adler_Elohim.pdf/79&oldid=- (Version vom 15.9.2022)