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„Maganah“, so hieß die große Burg des Priesterkönigs, lag, nicht weit von der Mitte des Landes entfernt, an einem fischreichen See. Es war eine weit ausgedehnte Pfalz, zur Hälfte aus Marmorblöcken erbaut, zur andern Hälfte aus durchscheinenden Tafeln. Von den fünfzehn, mit goldnen Ziegeln gedeckten Kuppeln ihres Hauptsaals überdachte die mittelste und größte den Dom, zwischen dessen Luken die Bilder der frühern Herrscher in goldnen und blauen Steinchen glänzten. Der Dom war an zwei Jahrhunderte alt, auch im Sommer nicht ganz erwärmt und stets nur an einer Seite erhellt, das Leben der großen Burg füllte ihn nicht aus, die Scharen erschienen nur gering in ihm. An der einen Seite der Kuppel, oberhalb der Hohenpriesterbilder, kehrte das Kreuz mit dem schwarzen Löwen, dem Reichswappen, in unzähligen purpurgoldnen Kreisen wieder. In einer Nische der Tiefe stand nach Westen gekehrt ein Altar, aus dem der Johannes zu Weihnachten und am Pfingsttag und im Juni, am Feste des Reiches, die Messe las. Schaurig erbebten an diesen Tagen die Wände von dem starken chaldäischen Gesang, dessen Responsen laut in die Öffnung der ausgemalten[WS 1] Kuppel stiegen und mit einer heftigen Inbrunst noch hoch darüber an die siebenfach ineinander geschlossenen Himmel schlugen. Unter dieser Kuppel ereignete sich am Johannistag ein ganz auffälliges dunkles Wunder, dessen gewöhnliche Wiederkehr in einem Zeitraum von dreißig zu fünfzig Jahren

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ausgegemalten
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Paul Adler: Elohim. Hellerauer Verlag, Dresden-Hellerau 1914, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Adler_Elohim.pdf/75&oldid=- (Version vom 15.9.2022)