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Damals verwüstete, wie es hieß, ein ungeheuerer schwarzer Löwe das Land. Er ging umher in Sprüngen wie die Meerflut, und die ummauerten Städte barsten vor seinem Klange. Vielleicht bewirkte es sein Schrecken, daß dieses Nachttier mit dem Rachen gleich roter Flammenglut und dem dunkeln Vließ (denn auch der johannidische Leu ist schwarz) in ihr Wappen kam. Der zweiundfünfzigste Johannes, der jüngere jener beiden zur Herausgabe des Evangeliums überredeten Könige, erhielt das Tier in neun Nächten, in neunmal neun Träumen zu Gesicht. Neunmal legte er immer wieder den Pfeil darauf an, und ebenso oft verfehlte er es. Da nahm er, wie das Lied sagt, den Feind in seinen Schild hinein, um ihm in der Seligkeit in einem Endkampf entgegenzutreten. Darum pflegten auch die feingebildeten Johanniden der Spätzeit bei ihren Wettkämpfen jedesmal den zweiundfünfzigsten Schuß abseits zu richten. Die Könige aber bildeten nun den verfehlenden Pfeil in ihrem Gürtel ab; sie umwanden sein Abbild mit einem Purpurband, und aus diesem Dunkel strahlte in weißen Lettern das seltsame alte Wort TOSORS, jenes Wort, das die Johanniden danach in ihre Fahnen aufnahmen und das bei ihren Belehnungen in seinem fremdartigen Doppelsinn ausgesprochen wurde: Tosors, das heißt: Allzeit! und dann wieder: Vergeblich und Nimmermehr!

Alles, was danach die Priesterkönige an Erdenwerken unternahmen, gelang ihnen und schien von Geistern gesegnet.

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Paul Adler: Elohim. Hellerauer Verlag, Dresden-Hellerau 1914, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Adler_Elohim.pdf/71&oldid=- (Version vom 14.9.2022)