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war der Patriarch in seinem Alter noch mit einem chaldäischen Weibe vermählt, das ihm den ältesten Jochanan gebar. Von diesem Jochanan, dessen Leben aus unsrer Bibel nur zu erschließen ist, wurde dann der erste Johannes, der Hohepriester, gezeugt, und nach diesem Johannes nannten sich alle Priesterkönige. Sie erzählten, daß ein Rabe einst Wein und Brot von dem Opfer des Melchisedek entwendet und ihrem Urvater zugetragen habe. Doch waren die Nachkommen sonst eher zu klug als zu leichtgläubig und absonderlichen Fabeln im allgemeinen abgeneigt. In ihren Gesprächen, die sie über alle Dinge des Himmels und der Erde veranstalteten, blühten der Geist und die zierliche Rede wie Rosen in starren Hecken auf; in den Künsten des Pinsels standen sie auch den griechischen Hagiographen nicht nach, während sie in der Baukunst und der Gestaltung des Menschen aus dem Stein, auch in gar vielen Kleinwerken, wie ihren zierlichen Tragaltärchen, allen fremden Künstlern überlegen waren. Sie vermochten ihre Rosse, mit den starken Sehnen und den zarten Fesseln, ebenso trefflich zu zäumen, im Kreise zur Schau zu lenken und gegen den Gegner in Turnieren zu führen, wie sie ihnen aus Kupfer ganz feine und doch völlig widerständige Panzer zu stricken verstanden. Alljährlich am Johannistag veranstalteten die drei Könige auf einer blumigen Wiese einen Buhurt, bei dem die gewandtesten Hunnenritter ihre Speere vergeblich stachen. In ihren Burgen, die gastlich ohne Gräben

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Paul Adler: Elohim. Hellerauer Verlag, Dresden-Hellerau 1914, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Adler_Elohim.pdf/66&oldid=- (Version vom 15.9.2022)