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Kammern, der verzichtet auf den Dienst der Saite und der Erinnerungen, aber auch auf die nach Wolken duftende Gipfelrose. Sie sind meist länger bewohnt und älter, auf dem Dach siedeln donnerfürchtige Fettkräuter. Zwei breite Pforten nehmen ihre offnen Hauptwände ein, ineinander verschiebbar. Die darinnen schlafen auf der lebenden Matte des Gebirges; wirre Zeichenbögen sind ihr einziger Gegenstand sowie ein grober Mantel und ein geschnittenes Schreibrohr, aus dem sie Welten ziehn. Allein jene unter den struppigen Kiefern scheren gleich mir ihre Köpfe. Sie arbeiten auf den Tennen und schlafen, wo sie sich gerade befinden, an dem nächsten Herde. Sie schrauben tagsüber ihre Werkzeuge, die zum Teil aus den fremden Westländern stammen, schleifen Gedanken und hämmern Gesetze. Von ihren Häusern kann ich dir, wie du siehst, nichts mitteilen, weil sie keine haben. Es sind häßliche Gesellen, ohne Liebe und trocken. Nur lose mit dem Berg verbunden, streben sie, unberuhigt, dem Mönch nach den Zeichen.

„Überall stehn Zypressen, Wacholder, Pinien und Sadebäume, Tannen und Zirbeln und Lärchen auf unserm ursprünglichen und unerklärlichen Felsstocke. Aus den Hainen steigt der zärtliche Dampf des Räucherwerks, nicht der Fettdunst geschlagener Tiere zu tausend Göttern. Vor den Hütten und darinnen stehn sie mit ausgebreiteten Händen, blicken die bronzeglänzenden Brüste herab, liegen auf dem Leib oder dem Gesicht, wenn die Sonne untergeht, oder der Mond oder

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Paul Adler: Elohim. Hellerauer Verlag, Dresden-Hellerau 1914, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Adler_Elohim.pdf/55&oldid=- (Version vom 15.9.2022)