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hier ein Gewimmel • und von Pilgern. Die Adler flogen am Himmel. . . Zuletzt hing sich der Berg an einen Balken • wie eine Schale; er wog einen Falken • Die Menschen wurden zu Zwergen • hier oben vor den höchsten Bergen • Sie siedelten dicht in dem Schlage • wie die Tauben. Der Berg hieß „Die Wage“.

Nomotus stand einsichtig, und der Bergnister führte ihn zu dem nächsten Felsblocke mit der Einschrift:

U-Tao-Tse den Weltherrn rief • zu seinem Bilde. Der widerrief • alles Flache, Angezwungne • Da schritt der ganz Durchdrungne • kühnen Wegs in sein Werk hinein • Auf sprang die Wand und ließ ihn ein • in die Wage; so sank die Schale • Eine Stimme rief laut: Hier male • deinen Leib in dein offenes Grab! • Flugs schlang ihn grob der Berg hinab, • doch das Grab ward gar bald entsiegelt • Jetzt nahten, taubengeflügelt, viel graue Mönche von rings herbei • Des Meisters Asche pickten zwei • (von Staub zwei ärmliche Körner) • Da sie stießen in tobende Hörner, • trugen Stärkere das Seelen-Ei • Die Wagenschale hob sich neu, • und ihr Balken stand hell am Himmel • Bald löste sich das Gewimmel • Die Schnäbel schlugen noch wie toll, • die Flügel stritten eifervoll, • die Hälse glänzten schon am Kern • des goldnen Dotters wie ein Stern • Nun hoben sie sich mit dem Raube, • und nun schlug der Phönix die Taube.

Als der Fremde diese Verse gelesen hatte, ward er betrübt, weil er der Seele des Kaisers keine gleich hohe Wiedergeburt

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Paul Adler: Elohim. Hellerauer Verlag, Dresden-Hellerau 1914, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Adler_Elohim.pdf/48&oldid=- (Version vom 15.9.2022)