Seite:Paul Adler Elohim.pdf/46

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dörfchen mit Armen umschlossen; unter ihren ausschweifenden Drachenfirsten erwarteten sie gedrückt das Dunkel und die Wunder der Nacht. Dann, nahe dem Heldengrab, brachte ihn jeder Weg auf ein kahles Rund wie von einem alten Ringbau zurück. Allein nur Felsblöcke standen im Kreis der jetzt verschwundenen Umfassungsmauer; zwischen Farren und schlingenden Kräutern schienen in sie die Gesetze dieses abgelegnen Staates eingegraben. Nur einige wenige waren in kargen Zeichen, in scharfen Worten verfaßt; in den Granit der meisten waren wie in Tempelschreine Verse und Vermahnungen eingelassen. Die eine der Tafeln spielte grün aus kostbarem Jade, die übrigen leuchteten als durchscheinender Alabaster, als rote Bronze, als taubengraues Porzellan in dem Höhenlicht gegeneinander.

Nomotus fühlte in dem dicken Stroh seines Pilgergewands ein Knistern, das mit einem goldnen Schimmer für das Auge einherging. Es war die elektrische feuchte Bergesnacht, die der Gletscher herabsandte. Sein Bach schäumte aus einem unsichtbaren Tor mit einer lauten, durch das Schweigen ganz nahe gerückten Stimme. Als Nomotus in seine Wunder versank, hörte er aus den Dörfern den Ton vieler gesellten Bastschuhe nach der Grabstätte kommen. Er trat vom Wege zurück; und ein Kahlkopf stand allein in der umdunkelten Landschaft neben ihm und las unwillig von dem Jadeblock den Mythus des U-Tao-Tse, aus dessen Zeichen sich bereits ein

Empfohlene Zitierweise:
Paul Adler: Elohim. Hellerauer Verlag, Dresden-Hellerau 1914, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Adler_Elohim.pdf/46&oldid=- (Version vom 20.8.2021)