Seite:Paul Adler Elohim.pdf/43

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Säulen tragen, liegt er nicht bestattet unter Tempeldächern.“

Der eingeborne Diener, der die geflügelten Worte und Zeichenreden der Götter kannte, wand sich wie ein Wurm auf dem Bauche. „Meine Kinder,“ so schallte es weiter aus dem Munde des Alten zwischen den schroffen Dolomiten hervor, „sie, die meine Hände behüteten, kennen seinen Ort. Der Himmel liegt in der Wagschale und über dem Schweigen der einsamsten Gipfel.“

„So muß ich umkehren und finde ihn nicht?“

„Dort, wo es steil immer höher geht, wo jetzt der Regenbogen wie ein rosiger Emailring an einem ausgestreckten Finger glänzt und die leisen Donner von dem unsterblichen Eis kommen, dort lebt noch sein Name; sein lebendiges Bild ist zu Stein geworden. Blick hinauf! Dort, wo der Falke fliegt, dort beherbergt er dich.“

„Ich will Euch hier erwarten“ klagte der Diener und hob seine langen Haare aus dem Staub. „Hier ist Götterland. Der Berg klingt wie eine Laute.“

„Von den Gipfeln spannen sich gleich Saiten Lichtes die klingenden Strahlen. Nimm die Saumtiere und warte unten nicht länger als zwei Tage! Komme ich nicht von dem Berg zurück, so halte mich für verunglückt oder von eigner Hand getötet. Nimm das Geld und meine Inselrosse als mein Erbe an und lebe bei deinen Eltern glücklich!“

Empfohlene Zitierweise:
Paul Adler: Elohim. Hellerauer Verlag, Dresden-Hellerau 1914, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Adler_Elohim.pdf/43&oldid=- (Version vom 20.8.2021)