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Und der jüdische Mann sah einen unermeßlichen Glanz vor sich, er zögerte lange; erst nach Jahrhunderten wagte er aufzusehn. Da erkannte er alle die erlauchten Elohim, die hier im Glanze standen mit noch zahllosen Heerscharen, und er sah auch drei Fürsten unter ihnen an den drei Eckpfeilern des Stuhles, doch an dem einen Pfeiler bei ihnen erblickte er den Heraufgefahrnen, seinen Führer. Das ganze Ebenbild Gottes aber flimmerte und bebte überall zugleich an allen seinen Enden, wie wenn ein Mann in die sieben Flammen des Leuchters sieht. Und es klang dazu wie ein Donner der Ferne. Aber die Sänger wandten sich in ihm um wie Sturzwässer, und der jüdische Mann vernahm das Sanktus der himmlischen Heerscharen in einem seltsamen fremden Mißklang:

„Kadosch, Kadosch, Kadosch, Deus Zebaoth! Plœnus est omnis mundus gloriae eius!“

Da beugte der jüdische Mann vor dem Throne das Knie, an seiner Schwelle, über die kein Jude jemals tritt, und er warf sich nieder und weinte und schrie laut:

„O Herr, du hast mich schwach erschaffen, und was soll ich vor dir? Gib mich doch meinem Lande wieder, das du mir verheißen hast, worinnen ich leben kann. Und entreiße mich hier der Steinwüste! Und was jene Auffahrt betrifft, so hat sie mein Herz zerschmettert. Ich war freigebig und gehorsam; für gütig galt ich und galt für klug, ehe diese hier kamen und mich mit sich entführten, dorthin, wo die Luft und

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Paul Adler: Elohim. Hellerauer Verlag, Dresden-Hellerau 1914, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Adler_Elohim.pdf/30&oldid=- (Version vom 20.8.2021)