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Das Ave Maria.

Die Verehrung der hl. Jungfrau Maria breitete sich auf dem Grunde der geschichtlichen Thatsachen aus ihrem Leben aus, erweiterte und steigerte sich mit der Zeit und verzweigte sich über einen nicht geringen Theil des kirchlichen Festbereiches.

Die Dichter des Mittelalters sangen der Gottesmutter die schönsten Lieder, und die fromme Mystik schuf eine überaus reiche Bildersprache, die, in den verschiedensten Gedichten wiederkehrend, uns zeigt, daß sie nicht äußerlich gemacht, sondern innerlich gelebt ist und allgemein verstanden wurde. S. unten den Anhang.

Unter den Gebeten, mit denen wir die Mutter der Barmherzigkeit um ihre mächtige Fürsprache bei ihrem Sohne anflehen, steht das „Ave Maria“ oben an. Dieses Gebet besteht aus verschiedenen Theilen, die allmählich aneinander gefügt wurden. Die Worte Ave Maria bis mulieribus sind der Gruß des Engels bei Luk. 1, 28. Die Worte Benedicta tu in mulieribus wiederholte die hl. Elisabeth und fügte die Worte Et benedictus fructus ventris tui hinzu bei Luk. 1, 42. Das Wort Jesus (später auch Jesus Christus) nach ventris tui scheint ziemlich alt zu sein. Über das Alter der nachfolgenden Worte (Sancta-Amen) sind die Gelehrten nicht einig.

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Kehrein: Pater Noster und Ave Maria in deutschen Übersetzungen. Frankfurt a/M.: Verlag für Kunst und Wissenschaft (G. Hamacher), 1865, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pater_Noster_und_Ave_Maria_in_deutschen_Uebersetzungen.pdf/77&oldid=- (Version vom 23.12.2019)