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Städtlein Peres mit List einbekommen / und es außgeplündert; wie im neuen Meterano lib. 53. berichtet wird; aber nicht / weme solche Oerter gehörig / dabey stehet. In meinem geschriebenen Bericht wird Pütlingen den Herren Rheingrafen zugeeignet. Im Lützenburger Land ligt ein Pittingen / davon sich die Herren von Kriechingen schreiben; davon in meiner Beschreibung deß Burgundischen Cräyses.


Mothe, la Motte.

Eine weiland schöne Lothringische Bergvestung / deren Abriß oder Abbildung der Tassin, unter den Lothringischen Orten / aber keine Beschreibung dabey hat. Es gehöret darzu eine Landschafft / so ihren eigenen Gubernator hat. Dieses veste Schloß / so am Ende deß Hertzogthumbs Barr liegen solle / hat sich Anno 1634. den 27. Jul. an den König in Franckr. ergeben; wiewol der Hertzog auß Lothringen folgends wieder bekommen. Als es sich Anno 1645. den 1. (al. 7.) Julii / abermals den Frantzosen mit Beding ergeben / ward es darauff geschleifft. Der geweste Lothringische Gubernator allhie / hat in dem accord mit eingedingt / die fahrende Haab mit sich nach Longuy zu führen; welche Lothringische Stadt und Castell aber auch darauff von den Frantzosen belagert / und durch den General la Ferte Seneterre in dem 46. Jahr mit accord erobert worden ist.


Nancy, Nancejum.

Es vermeinet Petrus Divaeus, daß Nancy deß Ptolemaei, und Antonini, Nasium, oder Nassium seye, in welcher Meinung auch Ortelius in Itinerario Gallico-Brabantino p. 290. ist. Es corrigirt aber den Divaeum Paulus Merula part. 2. Cosmogr. lib. 3. c. 44. fol. 486. und sagt / daß das Dorff Nas. 12. Meilen von hinnen / nicht weit von der Maas / oder Mosa, im Barrischen / oder Barleducischen Ländlein gelegen / das Nasium seye. Es ist Nancy die Hauptstadt deß gantzen Hertzogthumbs Lothringen / und die Fürstliche Residentz / oder Hofflager deß Hertzogen / in ziemlich ebenem Lande / aber gleichwol auff einer Seiten was höhers / als auff der andern / gelegen. Dann sie gegen Mittag einen ziemlichen Berg hat / der sich nach und nach gegen der Stadtwarts verleurt / und schier S. Michelsberg bey Ulm zu vergleichen / jedoch was weiters von der Stadt gelegen ist. Es seynd daselbst die Stadtgräben desto tieffer; und ist allda die neue / und alte Stadt in ein corpus von 16. Pasteyen eingefast worden. Dann diese veste / und lustige Stadt zwyfach ist / und in die Alte und Neue / oder die Ober und Untere / (so bey der Pastey Hossonville durch eine Brücke vereinbart werden) unterschieden wird / deren die Neue vester / auch schönere / und weitere Gassen hat; wie sie dann groß ist. Deß Flusses / Murra genant / weil er nicht gleich an der Stadt / hat Nancy weder zu geniessen / noch zu entgelten. Sonsten aber hat es noch ein kleines Bächlein von Mittag her fliessen / so der Stadt gar dienlich ist. Der Grund bey der Stadt ist obenauf mehrentheils gelbrötlicht Erdreich / unten aber in der Tieffe hat es ein schwartz gräulichten Steinletten / der biß auff das Wasser hinab währet. Es ist aber diese Stadt insonderheit umbs Jahr 1587. zu bevestigen / und die Vorstadt durch verwunderliche Geschwindigkeit / mit einem Wall / Pasteyen / und Bollwercken / den Feind davon abzuhalten / umbgeben worden. Man hat da unterschiedliche Kirchen zu sehen / darunter die vornemste in der alten Stadt ist / die zu S. Görgen / in welcher Hertzog Carl von Burgund / der in der Schlacht mit den Schweitzern / und Hertzog Renato von Lothringen / Anno 1477. bey dieser Stadt den 5. Januarii gehalten / blieben / begraben worden ist. Man sagt / daß er sich / als er die schlacht verlohren gesehen / mit der Flucht retten wollen / seye aber / nahend der Stadt / entweder von einem Schneider / oder von einem Straßburgischen Beckenknecht / umbgebracht

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Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_260.jpg&oldid=- (Version vom 2.10.2022)