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gedacht worden / an diesem Ort nicht weitläufftig von den Sachen zu handlen uns fürgenommen haben.

Was das Ertzbistumb allhie belangt / so wird für den ersten Vorsteher der Kirchen allda S. Anthidius gehalten / als der H. Irenaeus, Bischoff zu Lyon / etliche geistliche / und gelehrte Männer / welche den Anfang der Christlichen Religion legten / dahin geschickt hat. Es ist folgends die Revier umb Basel auch unter der Bisantzischen Kirchen-Gebiet / oder Verwaltung gewesen / biß Basel ihren eygenen Bischoff bekommen hat. Daher dann das Bistumb Basel / wie Wurstisen in der Basler Chronic lib. 2. c. 7. schreibt / noch dieser Zeit die Kirchen zu Bisantz für ihr Mutter / und Ertzbischoffliche Kirch erkennet. Welches auch Sitten / und Losanna / thun; wiewol das Losannische Bistumb jetzt die Berner innen haben. Und ob schon der Ertzbischoff zu Bisantz unter die Gallische Bischöff gerechnet wird / wie Gaspar Bruschius de Episcopatibus Germaniae pag. 3. meldet: So wird er doch sonsten für einen Fürsten deß Reichs Teutscher Nation gehalten; wie dann auch Anno 1641. der damahlige Ertzbischoff / Herr Claudius d’Achey, durch Gesandten / auff dem Reichstag zu Regenspurg erschienen ist. So ist er auff dem Moderation Tag A. 1551. auf 20. zu Roß / und 50. zu Fuß / monatlich / einfach / gesetzt worden. Seine Gebühr zur Unterhaltung der Cammer ist jährlich 100. Guld. gewesen. Er hat sich aber iederzeit beklagt / daß er solchen hohen Anschlag / nach Gelegenheit seines geringen Einkommens / nicht ertragen könne; daher er auch eine Zeitlang nichts geben haben solle. Wie es aber jetzt mit seiner Contribution bewandt / können wir nicht wissen.

Es war die Stadt Bisantz vor etlich Jahren noch eine Reichsstadt / ist aber A. 1651. als die Spanische Besatzung auß Franckenthal abgeführt worden / durch einen sonderlichen Vertrag an den König in Spanien kommen; wie davon bey D. Knipschild / de jurisbus et privilegiis Civitatum Imperialium l. 4. c. 1. n. 17. seq. zu lesen; der auch das Käyserl. diploma setzet / so die Churfürsten A. 51. und die andren Fürsten und Stände / zu Regenspurg auff dem Reichstag / Anno 53. bestätiget; die Reichsstädte aber mit Vorbehalt / wie er fol. 1008. berichtet / darein gewilligt haben. Es ist gleichwol der Ertzbischoff allhie / Hr. Claudius d’ Achey auf dem gemelten A. 53 und 54. gehaltenem Reichstag / durch seinen Gesandten Anatolium d’Agna, erschienen. Sie soll noch vor kurtzer Zeit in Frantzösische Gewalt kommen seyn.


Bitsch.

Von diesem Städtlein / und Schloß / ist uns folgender schrifftlicher Bericht zukommen. Philip. V. Graf von Hanau / und der erste Hr. auß diesem Geschlecht zu Ochsenstein / (so A. 1541. gebohren worden / und zur ersten Gemahlin Fr. Margaretham Ludovicam, Gräfin zu Zweybrücken / Frauen zu Bitsch / Lichtenberg / und Ochsenstein / gehabt) hat im Namen seiner Kinder / vom Hertzogen in Lothringen / das Lehen der Grafschafft Bitsch empfangen / und den Eyd geleistet; aber / weil der Hertzog auß Lothring. ihn / als ein Rebellen / und Ungehorsamen angeklagt / so hat er das Lehen / nemlich die Grafschafft Bitsch zu sich gezogen; und die beyde Schlösser Bitsch / und Lemburg / sampt darzu gehörigen Städtlein / und Dörffern / A. 1572. eingenommen. In deß Hertzogs Elsasser Chronic wird gesagt / daß die Grafen von Zweybrück (deren der letzte Graf Jacob / obgedachter Margarethae Ludovicae Vatter / Anno. 1570. gestorben / und im Closter Stürtzelbronn begraben worden) / nach dem Verkauff der Städte Zweybrücken / Hornbach / und Bergzabern / an Pfaltzgraf Ruprechten / mehrentheils hernach nur Grafen von Bitsch genant worden; wiewol zu solchem Schloß nur etliche Burgmann gehört / und das übrige Zweybrückische überbliebene: Item Ochsenstein- und Lichtenbergische Güter gewesen seyen. Und obwoln das Ampt / Stadt und Schloß / Bitsch / Hanau auch haben solte / und wolte / so hab doch solches der Hertzog zu Lothringen / als zum theil ein Lehen / zu sich gezogen / und behalten. Anderswo finden wir nachgehendes / daß nemlich Anno 1572. der Hertzog auß Lothringen die Grafschaft Bitsch / als ein vermeintes apertes Lehen eingezogen / und Graf Philipsen von Hanau / als Jacoben von

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Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_235.jpg&oldid=- (Version vom 30.9.2022)