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wiederumb. Anno 1242. im April / verbrann sie den halben Theil / und damit mehr dann 300. Menschen. Anno 1259. auff Philippi Jacobi, brannte abermal schier die halbe Stadt ab. Anno 1293. ist sie schier wiederumb zum halben Theil verbronnen. Beym Käyser Henrico IV. haben die Bürger allhie treulich / auch wider seinen Sohn / Henricum V. gehalten / und diesem sein Schloß / und Lusthauß / vor der Stadt / verbrochen / und zerstört / deßwegen er die Stadt belagert / viel gefangen / erschlagen / an Augen / Nasen / und Ohren / gestümmelt / sie hoch an Geld gestrafft / und ihnen ihre privilegia genommen / die sie doch vom Käyser Friderico I. wieder bekommen haben. Bischoff Heinrich in der Zahl der 40. ein Graf von Saarbrück / so Anno 1234. gestorben / hat eine Auffruhr allhie gedämpft / das Rathhauß nidergerissen / und alle Gericht an seinen Hof gebracht / und da vorhin der Räthe 40. waren / dieselbe abgesetzt / und allein 15. von Adel zu Räthen gemacht. An. 1313. sollen allhie 6000. Menschen gestorben seyn. Anno 1513. 14. und 15. ist ein Auffruhr zwischen den Bürgern / und Rath allhie / gewesen / so von ihnen abgeschafft / und ein neuer gesetzt worden. A. 1515. ward sie vom Frantzen von Sickingen vergebens belagert. Und ist sie von ihme 3. Jahr lang plocquirt gehalten worden / daß niemands sicher weder auß / noch ein / gekönt hat. A. 1521. hielte Käyser Carl der Fünffte seinen ersten Reichstag allhie / auff welchem sich auch D. Luther einstellte. A. 1552. wurde sie / sonderlich die Geistlichen / und Juden / vom Marggraf Albrechten von Brandenb. gebrandschatzt. A. 1620. im Septemb. ist das gantze Unionsläger von Oppenheim / dahin Spinola / nach Einnehmung Creutzenach / und Alzey / sich lencken wolte / gen Wormbs auffgebrochen / und da still liegen blieben / gleichwol etlich Scharmützel gehalten. Und hat man damaln die Stadt Wormbs zu fortificiren, und einen Wall herumb zuführen / angefangen / so aber nicht vollendet worden. Und haben Westhofen / und Osthofen / 2. schöne vor diesem geweste Pfältzische Flecken / deß Kriegs Ungemach auch erfahren müssen / als sie damaln von der Freunde Volck verbrant worden seyn. A. 1622. nahm Ertzhertzog Leopoldus diese Stadt ein / schaffte deß Raths Soldaten ab / und legte ein neue Besatzung hinein. Die Crabaten thaten umb die Stadt grossen Schaden / und verschonten weder der Freunde / noch Feinde; obwoln die Stadt den Bäyerischen / und Spanischen / viel Gutes erwiesen / und denselben allerley Nothdurfft zugeschickt hatte / wie im 3. Theil deß neuen Meterani l. 39. f. 220. berichtet wird. A. 1631. haben die Lothringer sich der Stadt Wormbs / doch in Frieden / bemächtigt; aber solche bald hernach wieder verlassen / und haben wegen ihres Rests / an dem erforderten Geld / zween Herren deß Raths mitgenommen. Zum valet haben sie 50. Tonnen Pulver / bey S. Andres / in ein tieffen Ziehbronnen geworffen / und angesteckt / dardurch viel Häuser beschädigt worden / und ein grosse Forcht in der Nachbarschafft entstanden ist; wie obbesagter Profes. schreibt. Hernach ist die Stadt von der andern Partey eingenommen. Ist auch A. 1632. von den Schweden mehr bevestigt / aber An. 1635. von den Käyserischen wieder erobert / auch in besagtem 32. Jahr die Vorstadt abgebrochen worden. In gedachtem 35. und folgendem 36. Jahr / haben allein 2. Regimenter / das Florentinische / und Wevelische / die Stadt Wormbs gekostet 775601. fl. wiewol nicht alles / und das andere auffs gnauste gerechnet worden; wie hievon weitläufftig in tom. 4. Theatri Europaei Meriani f. 466. b. zu lesen ist. Und ist das erste Regiment allein vom 25. Novemb. 1635. biß den letzten May 1636. das Wevelische aber von gedachtem 25. Novemb. biß den 18. Junij 1636. verpflegt worden. Zu geschweigen / was diese Stadt sonsten diese zwey Jahr hero leyden / und außstehen müssen. A. 1639. ist sie von den Weymarischen Völckern eingenommen worden. Anno 1644. im Augusto ist sie durch die Frantzösische Armee unter dem General Leutenant Duc d’ Anguin mit Accord erobert / und die darinn gelegene Lothringische Guarnison / (welche eine Zeitlang die Burgerschafft gar übel tractirt /) theils unter gesteckt / theils auff Homburg im Westerrich / convoyert, und die Stadt mit Frantzösischer Guarnison besetzt worden. A. 47. wolte den Käyserisch-Böninghausischen ihr Anschlag auff diese Stadt nicht gerathen; sondern es seynd die 130. Canon-Schüsse / auch 25. grosse Granaten / und Feuer-Kugeln / ohne Schaden abgangen; daher sie den 4. Octob. A. C. wieder abgezogen seyn. A. 1634. nach

Anmerkungen (Wikisource)

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_210.jpg&oldid=- (Version vom 29.9.2022)