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Woghäusel.

Im Stifft Speyer / zwischen Reylingen / und Graben / ein Gottshäußlein / dessen Nahmens Ursprung entweder vom Wog / oder Morast / so herumb gewesen / und bey Eidenheim / oder Philipsburg / noch ist; Der von den Waghälsen / so sich hie auffgehalten; oder von einer Wart / oder Warthäusel wider sie / oder daß es Wollhäusel vor Zeiten geheissen / (wie man solches auß einem alten Brieff zu erweisen / vermeynt) / hergeführet wird. Und findet sich in den documenten, daß diß Orts albereyt A. 1435. ein Heyligen Häußlein / da der guten Leuth / oder Sondersiechen / Hauß gestanden / gewesen ist. In der Nähe hat man in einem Eichbaum ein Bild der Jungfrauen[WS 1] Mariä gefunden / welches hieher in dieses Gottshäußlein gesetzt worden / dahin viel Wahlfahrten hernach geschehen / und viel anathemata, oder Gesundzeichen / Krücken / und dergleichen / allda gesehen worden. Im Schwedischen Krieg ist besagtes Bild in die Vestung Philipsburg verwahrlich gethan / und / nach Ubergebung derselben / auff Speyer gebracht / und den Capucinern / in ihre Capell / mit vielen reliquien, wie man berichtet / zugestellt worden. Hernach Anno 1641. hat der Commendant der Vestung Philipsburg / Herr Caspar von Baumberg / allhie ein Capuciner Kloster gestifftet / und zu bauen angefangen / auch besagtes Bild wiederumb dahin setzen lassen.


Wolffsberg.

Ein Schloß stracks hinter Neustadt an der Hart / und etwas in der Höhe gelegen / so dieselbe gantze Straß bezwingen kan.[WS 2]


Wolffstein.

An der Lauter / und nicht weit von Lautereck gelegen / so Carolus Carafa, in sua Germania sacra restaurata, eine Stadt / oder Civitatem, nennet / und sagt / daß in der Heydelbergischen Pfaltz / die Patres Minores, strictioris Ord. observ. S. Francisci, ohngefehr umbs Jahr / 1628. auß dem Calvinismo, zur Catholischen Religion / wieder gebracht hätten / die Stadt Wolffstein / mit ihren zugehörigen 11. Dörffern (dann dieser Ort ein Ambt hat:) Deßgleichen auch die Stadt Stromburg / mit 2. oppidis (darunter man entweder Städtlein / oder Marckt / verstehen kan /) und 14. Dörffern; Item / die Stadt Monzingen; die gantze vornehme Obervogtey der Stadt Käysers-Lautern / mit 3. oppidis, und 60. Dörffern; die Herrschafft Honecken / mit 4. Dörffern; Oppidum Rockenhaussen / mit 6. Dörffern; das Schloß Naumburg (vielleicht Neuburg /) mit 12. Dörffern / und Oppidum Oppenheim.


Wormbs.

Diese / in dem Obern Teutschland gelegene / weitberühmte Reichs Stadt / weichet an Alter / und herrlichen Thaten nicht leichtlich einer Teutschen Stadt. Es wollen theils den Nahmen von den Würmen / (deren ein grosse Anzahl in dem alten Gemäuer der zerstöhrten Stadt entstanden) oder der Lindwurm / den die Stadt in ihrem

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Jngfrauen
  2. Letzte fünf Worte in der Vorlage fälschlich in die linke Spalte gerutscht.
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_202.jpg&oldid=- (Version vom 24.11.2023)