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deß Schlosses allhie / in dem vorigen 1470. Jahr / zugangen / davon kan Trithemius in Chronico Sponheimensi fol. 386. et in libel. de Rebus gestis Friderici Palatini, gelesen werden. Besihe auch die Speyerische Chronic Lehman. lib. 7. cap. 111. f. 963. und Caspar Lerch von Dürmstein / in fundam. 2. Sum. 95. et 103. tract. de Ordin. Equest. German. welcher sagt / daß solches Städtlein in folgenden Zeiten wieder erbauet; und hernach durch Churfürst Friederich den Vierdten / der gantze Weinzehend allhie / von dem Reichs Edlen Cuno Eckenbrecht von Dürckheim erkaufft worden; und das besagt uhraltes vestes von Fränckischen Königen / und Käyser Conrado Saliquo, herrührend Burckmannschaffts Schloß / vor Zeiten Wachtenburg genant worden seye; welches ermelter Hertzog Ludwig / Graf zu Veldentz / mit daselbst eingeerbten Reichsfreyen Ritterlichen Burckmannen innen gehabt habe / dessen rudera noch heutigs Tags zu sehen seyen.


Weiblingen.

Ist ein Flecken / bey einer Stund unterhalb Heydelberg am Neckar gelegen / so in dem Jahr 1643. von den Hessischen außgeplündert worden ist.


Weibstadt.

Ein Bischoffliches Speyerisches Städtlein / bey Wimpfen / in dem Craichgöw / und eine Stund von Sintzheim gelegen. Wie solches an dieses Stifft gelangt seye / davon ist in der Topographia Alsatiae, und daselst in Beschreibung der Stadt Landau / Bericht geschehen.


Weinheim.

Ligt an der Bergstraß / ein Meil unter Schrießheim / an dem Wasser Wißgotz / oder Weschnitz / darinn viel gute Fisch / und Forellen gefangen werden / welches Flüßlein daselbst auß den Rachen der Berge deß Odenwalds / erstlich auff die Ebne sich außgeust / und das Rheingöw durchfleust / diß es bey Stein / wie Freherus schreibt / in den Rhein fällt. Etliche wollen / auß den gehauenen Steinen im Erdreich / in den Weingärten allhie / darauff der Nahm Oenotria gestanden / muhtmassen / als ob die Römer umb diese Gegend ein Stadt dieses Nahmens erbauet hätten / auß welcher Zerstörung durch die Francken beschehen / der Fleck Weinheim erwachsen / so in den Brieffen der Caroliner Winenheim / und in deß Klosters Wissensteig Stifftung / in Anno 861. Windenheim genant werde / daher deß Schlosses / oder Castels / über diesem jetzigen Städtlein gelegen / Nahmen / noch heutigs Tags / Windecke heisse. Und vermeynt man daher / daß Windogastus / einer auß den Autoribus L. Salicae, von hier bürtig gewest seye. Wie dann in dem Fränckischen Recht gelesen wird / daß vier Fränckische Herren seyer erwählt worden / welche in den drey Orten über Rhein / zu Salheim / Bodenheim / und Windenheim / als Cent- oder Gerichtsörtern / solten zu Gericht sitzen. Es sollen schon vor 700. Jahren viel Weingärten allhie gewest seyn. Es ist / ausser der Fisch / und Weins / auch sonsten andere gute Schnabelweid allhie / so in grosser Anzahl auß dem angrentzenden Odenwald / sonderlich vor dem dreyssig jährigen Kriege / darinn dieses Städtleins auch nicht ist verschont worden / dahin gebracht wird. Es ist vermuthlich / daß / wo nicht das Städtlein / doch allezeit obgedachtes Schloß / dem Kloster Lorsch zugestanden habe; welches Schloß selbst von einem Abbt daselbst zerstört; aber wieder hernach / zu Schutz solches Klosters / auffgebauet worden ist. Münsterus schreibet von diesem

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Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_199.jpg&oldid=- (Version vom 24.9.2022)