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Millionen Goldes / an Geld / und Gelds Werth / darinn bekommen haben. Dergleichen ist anderen Städten mehr begegnet / da die Soldaten / denen doch die Burger / nach ihrem Vermögen / alles guts erzeiget / allein für sich einen Accord getroffen haben / und es / mit den Städten / wie einer sagt / geheissen hat; Milites ad tympanorum sonitum, sub vexillis, solitaque cum pompa exeuntes, defunctas urbes efferunt. Anno 1635. liesse sich Speyer / wie wiederumb obgedachter Kemnitz / im 2. Theil seines Wercks / schreibet / schrecken / und eröffnete / den 23. Januar. dem Iohann de Werth die Thor; der auch das Berghauß Magdeburg / so / von den Frantzosen / unbesetzt gelassen war / einnahme. Es eroberten aber / Hertzog Bernhard von Sachsen / und die Frantzosen / den 11. Mart. Speyer wieder / auff Discretion / und bekamen da 2000. gute Völcker / so sie untergestelt / und damit auch den Herrn von Metternich / vorhin gewesten Stadthaltern zu Heydelberg; deßgleichen die Obristen Hartenberg / und Goltz / auch andere Officirer; und besetzte hierauff Hertzog Bernhard diese Stadt / wie auch Germerßheim / und andere Städte / so ihme die Frantzosen gutwillig eingaben / sie aber nach Lothringen giengen. Es blieb aber die Stadt nicht lang in ihren Händen / sondern ward wieder den Käyserischen übergeben / von selcher Zeit an sie / deß Kriegs halber / ziemlich in Ruhe gestanden / aber gleichwol Soldaten haben / und mit der Theurung / Hungersnoth / und allerhand Kranckheiten / kriegen müssen; dardurch sie dann in einen weit andern Stand / als sie vor dem jetzigen Teutschen Krieg gewesen / gerathen ist. Anno 1644. im Augusto, als die Frantzösische Armee unter dem General Leutenant Duc de Anguien den Rhein hinunter gezogen / und Udenheim belägert / ist die Lothringische damaln darinn gelegene Guarnison / den achtzehenden dito in der Nacht gantz still auff dem Rhein von dar nach Franckenthal und Wormbs entwichen / worauf die Frantz. diese Stadt durch Accord erobert / und mit nöthiger Besatzung belegt.

Was endlich das Bistumb allhie anbelangt / so meldet besagter Lehman lib. 1. cap. 5. et 28. daß der Bischoff Jesse Anno CHristi 348. allhie gepredigt habe / und beym Concilio zu Cöln (so Bruschius cap. 6. de Episc. Germ. p. 77. in dieses 348. Jahr setzet) erschienen seye. Umbs Jahr 610. oder 12. wird der Bischoff Athanasius genant. Der 33. oder 34. Bischoff allhie / war Johannes / Graf Wolfframs im Craichgöw / und Käysers Henrici IV. Tochter / Azelae, Sohn / der / nach seines Brudern Syboldi, oder Zeysolphi, und seiner einigen Tochter Adelheidis, deß Pfaltzgraf Heinrichs zu Tübingen / Gemahlin / Tod / ohne Kinder / als der letzte Graf im Craichgöw / diesem Stifft Speyer / viel / diß- und jenseit deß Rheins / gegeben. Wie es dann viel Güter hat / wie auch oben im Eingang dieses Tractats gemeldet worden / und vieler Orten Beschreibung hieoben / und dann unten / zu finden ist. Und gehören auch daher Nußdorf / Lauterbach / das Schloß Kestenberg / Meistersel / das Schloß Rietburg / in der Marggrafschafft Baden / das Schloß Kißlow / Ober / und Unterhausen / Kraudenheim / Dorff / und Wart Dudenhofen 3. Viertel Stund von Speyer gelegen; und viel andere Ort mehr; und darunter das Schloß Berwartstein / von Käyser Friderico I. Anno 1152. der Fleck Lindesheim / von Käyser Otthone III. verehrt / das Dorff Waltzheim / so man vor Zeiten bevestigen / aber solches die Stadt Speyer / vermög ihres vom Käyser Sigism. erlangten privilegii, nit zulassen wollen / etc. Besihe von deme / was gesagt worden ist / neben denen allbereit oben angezogenen Scribenten / auch Bertium l. 3. Rerum Germ. Dresserum de Urbibus, David. Chytraeum in orat. de Greichgaea, Münst. l. 5. Cosm. c. 148. und Martin Zeillern im 1. und 2. Theil (allda insonderheit vom hochlöblichsten Cammergericht allhie weitläufftiger gesagt / und viel Autores / so davon geschrieben / angezogen werden /) seines Teutschen Reißbuchs. Unter den Bischöffen dieses Orts / ist auch der H. Reginaldus, Reginbaldus, oder Reginpoldus, der A. 1039. gestorben / gewesen. Von den ubrigen / biß auff den nächst abgeleibten Herrn Philips Christophen von Söthern (der Anno 1610. erwählt / hernach auch Ertzbischoff zu Trier worden.) Siehe Christoph. Lehman / und Philip. Simonis, in ihren Speyerischen Chronicken; deren jenes Anno 1612. zu Franckfurt; dieses aber / so Bischofflich Speyerischer Secretarius gewesen / Anno 1608. zu Freyburg im Breißgöw /

Anmerkungen (Wikisource)

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_186.jpg&oldid=- (Version vom 29.9.2022)