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ist den 21. May / Anno 1125. gestorben / und allhie mit dieser Schrifft begraben worden: † Anno D. Incarn. M. C. XXV. Henricus. V. Iunior. X. Kal. Maij. Ꝋ. †. Filius hic. Ferners ligt hie der Römische König Philippus, Hertzog auß Schwaben / mit dieser Schrifft: Anno Domini M.CC.VIII. Philippus Rex Babenbergae occisus 10. Kal. Iulij. obiit. Item Käyser Rudolph der I. mit dieser inscription: Rudolphus de Habspurg Romanorum Rex, Anno Regni sui. XVIII. obiit. Anno Domini 1291. in die divisionis Apostolorum. Item Käyser Adolph / dessen Grabschrifft also lautet: Anno Dom. 1298. obiit Adolphus de Nassau, Rex Romanorum 6. Nonas Iulij occisus, Anno regni sui octavo. Item Käyser Albrecht der Erste dieses Nahmens / und dabey: Anno Domini 1308. Kal. Maji, Albertus Romanorum Rex, quondam Rodolphi Roman. Regis filius, occisus, anno sequente. IV. Kal. Septembris hîc sepultus. Item Käysers Friderici I. Gemahlin Beatrix unter einem eisen- oder wolckenfarben Marmel / so der Kirchen einen Sarck geschenckt / mit feinem Silber überzogen / mit klarem Gold / und köstlichem Edelgestein geblümbt / darauff ein weisser Marmelstein / mit etlich Versen. Was in dieser Domkirch / zu Zeiten Käysers Conradi III. der H. Bernhardus, vor ein Gespräch / mit einem Marienbild / gehalten haben soll / und den Merckzeichen dessen / davon lise besagten Lehman lib. 5. cap. 52. der auch die Tafel im Chor / von den Käyserlichen Begräbnussen allhie / d. l. 5. c. 11.f. 738. setzen thut.

Von dem Oelberg / bey dem besagten Dom / stehet in dem Fürstlich Sächsischen Reyßbuch am 6. Blat / also: Der Oelberg ist ein grosser Berg / auß Steinen gar künstlich zusammen gesetzt / auff welchem Christus mit seinen Jüngern stehet / und kompt Judas mit deß Hohenpriesters Dienern rings umb den Berg hinauff gegangen / und nehmen ihn gefangen. Die Personen haben alle rechte Grösse / seltzame Angesichter / und Waffen / einer trägt ein Latern. Wird vor ein sonderlich Kunststück gehalten. Ist oben alles zu. An der einen Seiten an der Höhe ist ein Bild mit einer Brillen auff der Nasen. Unter dem Felß ist eine Capell. Ein anderer setzt darzu; daß Irenicus schreibe; wie daß ausser Teutschland seines gleichen nirgends gesehen werde / und solches Werck so viel Unkosten / als etwan vor Zeiten ein kleines Städtlein / zu bauen erfordert habe. Seye Anno 1411. (wiewol einer schreibt / daß es erst Anno 1513. geschehen) auffgerichtet worden / und das Wahrzeichen / ausser der Brillen auff der Nassen / auch ein Pflästerlein / so ein Oelberger / oder Schergant am Schenckel habe. Der Strick / und der Zaun / seyen so artig von Steinen gemacht / als ob es ein rechter Strick / und Zaun wäre: Die Spieß aber seyen vergessen worden. Heraussen vorm Dom / (so gantz mit Bley bedeckt /) und gegen demselben über / am Ende deß Marckts / auff dem Domplatz / stehet die so genante Schwabenschüssel / mit der Jahrzahl. 1490. oder der grosse / hohe / runde / und tieffe steinerne Napff / auff einem grossen Postament / von Quadern / und drey Staffeln / in dessen Revier am Ranfft etliche Lateinische Verß in Mössing gelesen werden. Es nehmen bey diesem Napff die Burgermeister von dem neuen Bischoff / den sie biß dahin begleitet / ihren Abscheid / und empfängt ihn darbey die gantze Clerisey / und führt ihn in die Domkirch: Inmittelst läst der Bischoff ein Fuder / oder mehr / Wein / zum Napff führen / und darein lauffen / auch darauß trincken / und schöpffen / wer darzu kommen kan. Wann zuvor der Herr Bischoff der Stadt ihre Freyheit / und Gnade / die sie von Päpsten / Käysern / Königen / und von seinen Vorfahren hat / mit einem besiegelten Brieff bestätiget / als dann schwören die Burger allhie / mit auffgehobenen Händen / folgenden Eyd: Daß sie ihrem Herrn Bischoffe N. getreu / und hold seyn / und ihme sein Recht sprechen / wann er das an sie fordert / oder seine gewisse Boten / alles als Freyburger ihrem Herrn billig seyn sollen / ohne alles Gefehrde / also bitten sie ihnen Gott zu helffen. Es dependiren alda vom Bischoff das Cammer- Schultheissen- Vogt- Müntzmeister- und Zollenampt. Nahend bey dieser Domkirchen hat der Herr Bischoff / so gemeiniglich auch Cammer Richter ist / seinen ansehnlichen / lustigen / mit herrlichen Sälen / und Zimmern / auch künstlicher Schreinerarbeit / wolerbauten Pallast / oder Hof; in dessen weitem Keller / Fässer seyn / deren eines 21. Fuder; ein Fuder aber 10.

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Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_183.jpg&oldid=- (Version vom 29.9.2022)