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folgends An. 1494. ein Adelich Stifft / zu Ehren S. Stephani, worden / welches viel Adeliche Lehen ertheilt / darinn 12. Canonici, und 10. Vicarii gewesen; aber Chur-Pfaltz / als dahin dieser Ort / und ins Ampt Germerßheim gehörte / hat gewisse Stipendiaten, so auff der Academi studirt / davon gehalten / wie in einer geschriebenen Verzeichnuß stehet. Und hat Chur-Pfaltz auch solche Reichs Probstey / mit ein zu Roß / und drey zu Fuß / noch Anno 1602. gegen dem Reich / vertretten / wiewol es der exemption halber in Camera beruhete. Bernhard Hertzog schreibet in der Elsasser Chronic / lib. 3. cap. 18. daß Käyser Henricus VII. Anno 1309. einen Abbt allhie zu einem Fürsten des Reichs gemacht habe / und daß im Jahr 1500. die Abbtey in eine Probstey verändert worden / und der letzte Abbt und erste Probst / Walther von Gemmingen / gewest seye / so Anno 1501. gestorben; Item / daß Anno 1356. die von Straßburg / und andere Reichsstädte / vor Seltz gezogen / und es / auß Geheiß Käyser Carls / dem Marggrafen von Baden / der es Pfandweise / vom Reich / inn hatte / zu Leyd / zerstöhret haben. Romanus Hay, ein Benedictiner Mönch / berichtet in Aula Ecclesiastica et Horto Crusiano, pag. 529. es hätten sich die Jesuiten / im Reichs-Pfandschilling Germerßheim nicht entblödet / das uhralte Collegial-Stifft Seltz an sich zu bringen / und ein Jesuitisch Probhauß / oder Novitiat, da auffzurichten. Es finden sich allhie Goldgründe / da gegoldet wird / und hat solche Gerechtigkeit Chur-Pfaltz / als ein Regale, und solches von Seltz an / biß nach Manheim anderen verliehen. Besihe Irenicum lib. 12. exeges. Germ. Marq. Freherum part. 2. Origin. Palatin. cap. 16. welcher sagt / daß biß hieher der Hertzog zu Mäyntz zu gebieten gehabt / und der Straßburgische Tractus da seinen Anfang genommen habe; wie auß der notitia Imperii offenbahr / und daß die besagte Käyserin Adelheit diesen Ort zur Stadt gemacht habe. Dieser Ort war / sampt dem gantzen Ampt Germerßheim / vor dem Friedenschluß / Oesterreichisch / der Ertzhertzogisch-Leopoldischen Lini nach Inspruck gehörig; nach demselben aber ist er wiederumb Chur-Pfältzisch.


Simren / oder Simmern.

Diß ist die Hauptstadt im Fürstenthumb Simren / so / sampt dem Schloß / von dem Flüßlein Simera, (so jetzt / weil es Goldsand führen soll / der Guldenbach genant wird) geheissen werden mag; wiewol etliche den Nahmen von den Cimbris herführen wollen. Ligt auff dem Hundsruck / und ist erstlich durch Pfand / von einem Ruchgrafen / an Käyser Rupertum, gebohrnen Pfaltzgrafen / umb 6. tausend Gulden / und hernach erblich durch Kauff an die Pfaltz kommen / wie beym Münstero lib. 5. cap. 146. zu lesen. Nach besagten Käysers Tode / hat sein Sohn Stephan dieses Fürstenthumb bekommen / von welchem die Simrisch / und Churfürstliche Lini entsprossen; und auß welcher Fridericus III. gewesen / so nach Absterben der Eltern / die von Ludovico Barbato herkommen / Anno 1559. Churfürst worden ist. Anno 1631. im December / haben sich die Schwedische Simren bemächtiget / so vor Zeiten zu dem Mosellanischen Hertzogthumb gehört haben solle.

Anno 1632. wurde es von den Spanischen eingenommen. Herr Pfaltzgraf Ludwig Philips / der Heydelbergischen Lini / Churfürsten Friderici IV. Sohn / deme dieser Ort gehörig gewesen / ist Anno 1602. den 23. oder 26. November gebohren worden / und Anno 1655. den 8. Junii gestorben / und hat von dero Fürstlichen Gemahlin / Frauen Maria Leonora / Churfürst Joachim Friederichs von Brandenburg Tochter / zwey Söhne verlassen / als Herrn Ludwig Casimirn / und Herrn Ludwig Heinrich Moritz Frantzen / denen der erste zu Metz Anno 1636. den 17. September / und der ander zu Sedan / Anno 1640. den 1. October auff diese Welt kommen. Die anderen waren gestorben.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_167.jpg&oldid=- (Version vom 28.9.2022)