Seite:Palatinatus Rheni (Merian) 118.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Herr / (so keine Kinder / sein Gemahlin auch von dannen sich begeben hat) noch Anno 1641. diesen Orth besessen; so der Augspurgischen ungeänderten Confession zugethan. Siehe oben Lautereck. Es hat sich solcher Ort / in diesem Krieg / gleichsam Neutral gehalten / und ist dardurch biß anhero auffrecht blieben; wiewol es auch ein schöne und hoch auff einem Felsen gelegne Vestung ist; so man / beedes dem Lager / und dem Gebäu nach / schier vor unüberwindlich hält / wie es dann statliche Wäll / und sehr starcke Pasteyen; und an statt der Gräben / Thäler herumb hat. Es ist das Schloß wol gebaut / und ligt das Städtlein gleich daran / so nur ein Thor gegen Morgen; daher es einem Backofen verglichen / auch bißweilen vexationsweise von den Benachbarten also genant wird; darinn auch nidere / hültzene / mit Leim / und Kalck überzogene / auch theils mit Schindeln / theils mit Ziegelsteinen bedeckte Häuser; und nur eine Kirch / sampt einem Superintendenten / und einem andern Kirchendiener hat / in welche Kirch auch der Fürst / und die Hoffstatt / weil keine im Schloß ist / zu kommen pflegen; wiewol auch solche schlecht / und eng gebauet ist; aber einen hohen Thurn / mit gutem wolklingendem Geläut / hat. Im Schloß ist ein Röhrkasten / dahin das Wasser von einem andern Berg / durch Teuchel / geleitet wird. Im Städtlein ist auch ein einiger Brunn / den man mit Rädern treibt. Es hat da ein Vorstädtlein / darinn etwan auff die 40. Personen wohnen können; und von welchen man hoch herab zu den Feldgütern kompt; davon sich die Burger meistentheils ernähren; welche fast alle auch die Lothringische Sprach / so etwas gröber als die Frantzösische / können. Und in besagter Vorstadt ist auch eine / und zwar alte / Kirch / darinn die Leichtpredigten gehalten werden. Und obwoln dieser Ort mit Bergen fast allenthalben umbgeben / so hat er doch eine gute gesunde / und reine Lufft; auch einen fruchtbaren / und lustigen Boden herumb; wie mir von einem guten Herrn / und Freund / deme dieses Orts Gelegenheit / von etlichen Jahren her bekandt gewesen / günstig berichtet worden ist. Anno ein tausend sechs hundert zwey und dreyssig / starb allhie der Frantzösische Marschall von Efiat, oder d’ Esfiat, an einem hitzigen Fieber.


Maisenhaim / Maisenheim / Meisenheim.

Eine Stadt im Hertzogthum Zweybrüggen / bey dem Wasser Glan / und nahend Landsperg / gelegen; allda die erste Fürsten von Zweybrüggen / auß dem Pfältzischen Stamme / ihr Begräbnuß haben. Etliche nennens Masonsheim / von einem Masone, den sie zu deß obgedachten Lützelmans / Hertzogen in Westerreich / etc. so Lützelstein erbaut haben solle / Sohn machen: Welcher die Burg Masenheim in der Grafschafft Zweybrüggen / auffgerichtet / und allda seinen Sitz gehabt haben solle. Ist aber keine Gewißheit da: Pfaltzgraf Churfürst Fridericus Victoriosus zoge auch für diese Stadt und Schloß / darinn Hertzog Ludwig von Veldentz / und Zweybrüggen war da endlich / nach langem Krieg / ein Vergleich zwischen jhnen getroffen ward: Welches / wie Trithemius schreibet / Anno 1460. geschehen ist. Marggraf Spinola hat diesen Ort Anno 1620. auch eingenommen; und hat derselbe in diesem Teutschen Krieg hernach noch viel erlitten; ob schon in den Relationen etc. bißher noch wenig von diesem / und andern Orten herumb / und in Westerreich / einkommen ist; welches auch in mehr Ländern geschehen / da wenig / den Nachkommenden zum Bericht / von dem Jammer / und Elend; und was sich hin und wieder Denckwürdigs begeben / auffgezeichnet worden ist. Es haben allhie viel Fürstliche Personen / und darunter Pfaltzgarf Stephan / Käyser Ruprechts Sohn / und Pfaltzgraf Ludwig der Schwartze / Hertzog zu Zweybrüggen / ihr Begräbnuß. Also ist auch der Herr Pfaltzgraf Wolffgang / welcher mit einem Kriegsvolck / den Protestirenden zum besten / in Franckreich gezogen / und daselbst / den 11. Junij / Anno ein tausend fünff hundert neunzig und sechs gestorben / von Rochelle, über das Frantzösische / Engelländische / Teutsche / und Cimbrische Meer / in den Lübeckischen Hafen gebracht / und / von dannen / zu Lande / durch Sachsen / Hessen / und Rheingeländ / geführt / und

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_118.jpg&oldid=- (Version vom 23.9.2022)