Es hat vor etlich Jahren wegen deß Fürstenthums Lautern zwischen Herrn Churfürsten Carl Ludwigen / und seines Herrn Vattern Brudern / Herrn Pfaltzgraf Ludwig Philipsen / Strittigkeit geben. In dem Abschied deß Reichstags zu Regenspurg Anno 1654. auffgericht. §. Uber das / und nach dem; stehet / daß solche Strittigkeit / wegen beyder Fürstenthümer Lautern / und Simmern / sampt darzu gehörigen Landen / durch die Käyserliche Commissarien endlich hingelegt / und verglichen worden / wie der auffgerichtete Vergleich sub dato Regenspurg den 22. November. (2. December.) Anno ein tausend sechs hundert fünffzig und drey / mit mehrerm nach sich führe. Ich hab zwar solchen Vergleich nie zu sehen bekommen können; dieweil aber der Herr Churfürst lit. F. a. b. zweymal / wegen Lautern / in der Subscription, und Herr Pfaltzgraf Ludwig Philips / allien wegen deß Fürstenthums Simmern / gesetzt wird; so ist unschwer daraus abzunehmen / daß das Fürstenthum Lautern nach Heydelberg jetzt gehöre.
Diese Unter-Pfältzische Stadt ligt umb die Gegend Oelweiler / und Simmeren / auff dem Hundesruck / und ist eine Grafschafft / aber unter Simmern gehörig. Ist nicht groß / aber vor diesem Krieg fein erbaut gewesen. Hat ein Schloß / so die Kastenvogtey / aber das Kloster Ravegirspurg / oder Ravengeresburg hat. Dieselben Grafen sind Anno 1408. mit Gerhardo außgestorben / und weil sie der Chur-Pfaltz Lehenleuthe waren / so ist solch Lehen / an Käyser Ruprechten / Churfürsten / und Pfaltzgrafen / gefallen; wie Freherus part. 2. Origin. cap. 11. schreibet. Allhie solle Dumnissum gewest seyn / dessen Ausonius in Mosella gedenckt / und welches Käyser Otto III. als sein eigen Gut / in Graf Emichonis Land gelegen / auß Vorbitt seiner Schwester Sophiae / so ein Geistliche gewesen / einem / so in dem Diplomate Becilinus genant wird / Anno 995. mit aller Zugehörung / geschenckt; und ist sehr vermuthlich / daß hierauß nachmals das besagte Kloster Ravegirspurg / in der Nähe / entstanden / so ein Graf / Nahmens Bertholdus, zu Ehren deß Heiligen Christophori, gestifftet / und etlichen Mönchen eingegeben hat. Zu Anfang deß ein tausend sechs hundert zwey und dreyssigsten Jahrs / hat der Schwedische General / Rheingraf Otth Ludwig / dieses Städtlein Kirchberg / mit Gewalt erobert / und in demselben hundert und vierzig Italiäner / und Burgunder / nider gehauen / den Teutschen aber Quartier geben. Folgends im Sommer haben es die Schwedischen der Mauren und Bevestungen beraubt / und solche / sampt den Wällen / wegen stätiger Einnehmung der Spanischen / nidergerissen. Gehört sonsten Pfaltzgraf Ludwig Philipsen / so der Heydelbergischen Lini / zu.
In der Pfaltz / ligt zwischen Frenßheim / und Bockenheim / nahend Neu-Leiningen.
Im Bistum Speyer / wie in einer Relation / und noch ferner dieses dabey stehet / daß es ein Städtlein / (der neue Meteranus nennet es einen Flecken /) und Wasserreiches vestes Schloß seye / so Manßfeld Anno ein tausend sechs hundert zwanzig und eins / durch accord einbekommen habe.
Ein vornehmes und reiches Kloster / oder Stifft / in dem Ampt Germersheim / unter Chur-Pfältzischem Schirm und Schutz gelegen; davon bey der Beschreibung Germersheim / fast zu End derselben / zu sehen ist.
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_100.jpg&oldid=- (Version vom 27.9.2022)